Es ist eine herzergreifende Geschichte, die sich im Frankfurter Zoo abspielt hat. Vielleicht fühlte sich Mutter Kamiti überlastet, vielleicht wollte sie aber auch keinen Nachwuchs mehr. Fest steht, dass die Bonobo-Mutter ihren jüngsten Sohn Xhosa nicht haben will, das Baby muss nun ohne die Liebe seiner Mutter auskommen. Der Kleine hat aber noch die Liebe seiner Großmutter, die das Baby jetzt in der Stuttgarter Wilhelma aufzieht.
Eine aufopfernde Rolle
Kombote ist eine 50 Jahre alte Bonobo-Dame, die bereits stolze Urgroßmutter ist. Seit sie selbst nicht mehr Mutter wird, kümmert sie sich aufopferungsvoll um ihre Enkel wie den kleinen Xhosa, mit dem seine Mutter nichts zu tun haben will. Stillen kann die Affendame ihren Enkel nicht, aber sie kann ihm das Fläschchen geben. Der Pfleger wartet am Rand des Geheges und übergibt die Flasche Kombote, die die Flasche dann ihrem Enkel gibt. Sie trägt ihren kleinen Enkel auf dem Rücken, sie lässt ihn nicht aus den Augen und spielt mit ihm. Xhosa bekommt die Gesellschaft seiner Oma bestens, denn das einstige Sorgenkind nimmt stetig an Gewicht zu und ist quietschfidel.
Nicht das einzige Problem
Der Frankfurter Zoo hat ein Problem mit dem Nachwuchs bei den Bonobos. Die Menschenaffen, die den Schimpansen ähneln, ziehen offenbar ungern ihren Nachwuchs selbst auf. Im April kam Yango auf die Welt und der Frankfurter Zoo hoffte inständig auf ein Happy End für das Baby. Leider kam es anders, denn auch Yangos Mutter hatte keine Gefühle für ihren Sohn. Da es auch keine Großmutter wie beim kleinen Xhosa gibt, musste ein Pfleger die Rolle der Familie übernehmen und den Bonobo mit der Flasche großziehen. Aber anders als Xhosa, der nur seine Oma hat, bekommt Yango regelmäßig die Möglichkeit, zeitweise bei seiner Familie zu sein.
Hoffnung auf Integration
Die Mitarbeiter im Zoo Frankfurt hoffen, dass sich der kleine Menschenaffe in die Affengruppe integriert. Allerdings müsste er dazu nachts durchschlafen und das ist leider noch nicht der Fall. Das Baby braucht auch in der Nacht seine Flasche und möchte gerne schmusen. Wenn er durchschläft, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass er dauerhaft bei seiner Familie bleiben kann und dort auch akzeptiert wird. Bis jetzt hat das bei fünf Babys gut geklappt, die ihre Mütter nicht haben wollten. Sie sind heute Mitglieder der Affensippe und haben keine Probleme. Vielleicht gelingt das eines Tages auch Xhosa, der momentan noch bei seiner Oma lebt.
Obwohl sich Bonobos und Schimpansen äußerlich sehr ähnlich sehen, sind ihre Charaktere sehr unterschiedlich. Bonobos gelten als ausgesprochen friedfertig und sind nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen, wie Schimpansen. Bei einem Konflikt treten die zierlichen Menschenaffen lieber die Flucht an, als es auf eine Auseinandersetzung ankommen zu lassen. Schimpansen suchen da schon eher die Konfrontation. Bonobos erreicht eine Größe von 1,20 Meter und bringen maximal 50 Kilogramm auf die Waage. Ihr natürlicher Lebensraum sind die Urwälder der Republik Kongo. Dort macht man aber zunehmend Jagd auf die scheuen Menschenaffen. Der kleine Bonobo-Junge Xhosa aber hat Glück, er wurde im Frankfurter Zoo geboren, darf er nun im Stuttgarter Zoo bei seiner Großmutter aufwachsen, die ihn liebevoll betreut.
Beitragsbild: @ depositphotos.com / kjorgen
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