EZB in Frankfurt – faszinierende Architektur am Ufer des Mains

Wer die Skyline von Frankfurt einmal bei Nacht gesehen hat, der weiß, warum die Stadt den Beinamen „Mainhattan“ trägt. Es sind die Wolkenkratzer, die an Manhattan erinnern und eines dieser Hochhäuser ist der Neubau der EZB, der Europäischen Zentralbank. Das Gebäude ist ein ganzer Komplex, der aus drei Teilen besteht: der ehemaligen Großmarkthalle sowie einem Nord- und einem Südturm. Der Eingangsbereich ist die Nahtstelle, die die Türme mit der Halle verbindet. 2015 fand die Eröffnung des beeindruckenden Gebäudes statt, mit dem sich aber bis heute nicht jeder in Frankfurt anfreunden kann.

Die EZB in bester Lage

Frankfurt ist die Stadt des Geldes, da war es nur logisch, dass auch die EZB am Main ihre Zelte aufschlägt. Die Europäische Zentralbank sicherte sich für ihr Bauvorhaben ein echtes Filetstück unter den Grundstücken, und zwar östlich der City am nördlichen Ufer des Mains. Die Verkehrsanbindung ist exzellent, denn sowohl die S-Bahn (Haltestelle: Ostendstraße) als auch die U-Bahn (Haltestelle: Frankfurt Ost) fahren fast bis vor die Haustür der EZB. Wer mit der Straßenbahn oder mit dem Bus fahren möchte, der kann das problemlos tun. Die Straßenbahnlinie 11 und die Buslinie 32 fahren zur Sonnemannstraße. Keine Schwierigkeiten haben auch die Autofahrer, die über die A 661 ihr Ziel erreichen. Die Großmarkthalle gibt es bereits seit 1928 und sie war bis zu ihrer Schließung 2004 ein bekannter Markt für Obst und Gemüse. Schon 2002 sicherte sich die Europäische Zentralbank das Areal mit seinen insgesamt 14 Hektar. Drei Jahre später fand dann die Übergabe an die EZB statt.

Ein fairer Wettbewerb

Schon 2002 gab es einen Architekturwettbewerb, zu dem nur 80 Bewerber zugelassen waren. Die erste Phase des Wettbewerbs war 2003 zu Ende und damals hatten 71 Bewerber einen Entwurf anonym eingereicht. Dann traf eine Jury aus zwölf Mitarbeitern der Europäischen Zentralbank sowie Vertretern der Stadt Frankfurt eine Vorauswahl aus zwölf Entwürfen. Die zweite Phase begann dann im September 2003. In dieser Phase hatten die Bewerber die Möglichkeit, ihre Entwürfe zu überarbeiten und zu konkretisieren. 2004 stand dann endlich der Sieger fest und der erste Preis ging an ein Architektenbüro aus Wien. Den zweiten Preis gewann eine Konstruktion aus drei Türmen, die mit einer Art riesiger Dachterrasse, einer sogenannten Skybridge miteinander verbunden sind. Ursprünglich sah der Siegerentwurf einen futuristisch anmutenden Komplex aus zwei Türmen und der Großmarkthalle vor. Aber ganz so reibungslos verlief der Bau dann doch nicht.

Kritik an der Planung

Nicht jedem gefiel der Entwurf, der den Wettbewerb gewonnen hatte. So gab es unter anderem Kritik am sogenannten Groundscraper. Dieser als Gebäude für Konferenzen geplante Groundscraper war im ersten Entwurf der alten Markthalle parallel zugeordnet und sollte die beiden Türme tragen. Das fand keinen Anklang, daher veränderte der Architekt seinen Entwurf noch einmal und gestaltete schließlich das Konferenzzentrum niedriger. Zudem verschob er einen der Türme, um einen freien Blick auf die Halle zu ermöglichen. 2006 stellte die EZB den Entwurf der Öffentlichkeit vor. Das Konferenzzentrum lag nun in der früheren Großmarkthalle, der Eingangsbereich war das Verbindungsglied zwischen den drei Gebäuden und es gab einen Restaurantbereich. Ein besonderes Interesse galt den beiden Türmen. Verbunden sind diese beiden schlanken Türme durch ein Atrium. Der Südturm ist 165 Meter hoch und hat 43 Etagen, der Nordturm hat 45 Etagen und ist 185 Meter hoch. Das Gebäudeensemble bietet insgesamt 2300 Arbeitsplätze.

Für die EZB zu teuer

Die Bauarbeiten am Neubau der EZB in Frankfurt begannen im Frühling des Jahres 2008. Bereits im Sommer gab es den ersten Baustopp, da die Kosten den Rahmen sprengten. Es gab noch eine Ausschreibung, dieses Mal allerdings nicht für das gesamte Paket, sondern für 16 Einzelpakete. Das funktionierte endlich und im Frühjahr 2010 konnten die Bauarbeiten beginnen. Leider entsprach das Unternehmen, das den Rohbau machen sollte, nicht den Vorstellungen der EZB und ein neues Unternehmen bekam den Auftrag. Jetzt ging alles glatt und 2012 war Richtfest. Auch wenn die Europäische Zentralbank Geld sparen musste, am Ende kostete der Neubau am Ufer des Mains stolze 1,3 Milliarden Euro und damit 450 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant.

Eine schwierige Eröffnung

2015 war es so weit, die EZB zog vom Eurotower in den neuen Gebäudekomplex mit Blick auf den Main. Knapp 100 Gäste hatten eine Einladung für die feierliche Eröffnung bekommen, aber ganz so entspannt verlief die Eröffnung dann doch nicht. Die „Blockupy“ Bewegung hatte es sich auf die Fahnen geschrieben, gegen das Großkapital vorzugehen. Die Einweihung der EZB in Frankfurt nutzte die Bewegung, um auf sich aufmerksam zu machen. Es kam in Frankfurt zu schweren Ausschreitungen, Polizeiwagen gingen in Flammen auf und ein Polizeirevier wurde schwer beschädigt. Das Ganze war das Werk von Hunderten militanten Demonstranten. 150 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt, 26 Demonstranten nahm die Polizei fest. Deutlich friedlicher verlief eine Kundgebung auf dem Römerberg, zu der bis zu 20.000 Teilnehmer kamen.

Die Konsequenz der Krawalle

Bis 2017 gab es fast 700 Ermittlungsverfahren, 645 Verfahren stellte die Justiz aber ein. Sechs der Angeklagten verurteilten die Gerichte zu Freiheitsstrafen zwischen einem Jahr und neun Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. 14 Angeklagte mussten Geldstrafen zahlen. Für viele Frankfurter stießen die recht milden Strafen auf wenig Verständnis und der hessische Innenminister Peter Beuth geriet in Erklärungsnot. Der Minister erklärte daraufhin, dass beim Einsatz der Polizei die Abwehr von Gefahren und nicht die Strafverfolgung der Täter im Vordergrund stand. Den Sachschaden, der während der Proteste entstanden ist, bezifferte die Stadt Frankfurt mit rund 1,6 Millionen Euro.

Die EZB ist umstritten, der Neubau am Mainufer ist es allerdings nicht mehr. Die Frankfurter haben sich mit dem kühnen Gebäudekomplex aus der alten Großmarkthalle und den beiden Türmen ausgesöhnt. Aus architektonischer Sicht ist das EZB-Gebäude ein echtes Highlight. Das Ensemble passt sich hervorragend dem Landschaftsbild an und von den oberen Etagen der schlanken Türme liegt jedem Besucher die Mainmetropole zu Füßen. Für das Stadtbild von Frankfurt sind die Gebäude der EZB ein Gewinn und in der nahen Zukunft wird die Bedeutung noch steigen. Wenn die Briten den Brexit vollenden, dann wandern die europäischen und auch die internationalen Finanzmärkte von der Themse an den Main.