Einsame Täler, tief verschneite Gipfel, gewaltige Landschaften und unberührte Natur – die schönsten Trekkingrouten in Europa haben alles das im Programm und noch viel mehr. Wandern in Europa erfreut sich einer immer größeren Beliebtheit, vor allem bei den Urlaubern, die einfach mal Ruhe vom Alltagsleben brauchen. Ursprünglich und noch unberührt sind viele Landschaften und es lohnt sich, diese herrliche Natur mitten in Europa auf einer Wandertour zu entdecken.

Wandern in der Schweiz und die Berge immer im Blick

Wer den „Bärentrek“ gehen will, der sollte wirklich gut zu Fuß sein und eine ebenso gute Kondition haben. Von Ost nach West führt der Weg durch das Berner Oberland, auf sieben Pässen mit insgesamt mehr als 9000 Höhenmetern. Dabei hat man immer die drei markanten Berge der Schweiz im Blick, den Mönch, die Jungfrau und den Eiger. „Hintere Gasse“ nennen die Trekker den Weg über die sieben Pässe von Meiringen nach Gsteig oder wenn die Kraft reicht, bis nach Gstaad. Eine Woche dauert die Tour, die Tagesetappen sind alles andere als leicht und eher etwas für erfahrene Wanderer. Der Weg führt vorbei an Gletscherriesen bis auf den 2778 Meter hohen Hohtürli, durch bekannte Bergdörfer wie Adelboden, Wengen und Grindelwald und zwischendurch gibt es immer wieder eine fantastische Aussicht auf den berüchtigten Eiger. Unterkünfte und Verpflegung gibt es in großer Auswahl, die beste Reisezeit ist zwischen Juli und September.

Unterwegs in Bulgariens Bergwelt

Wer Zeit und Lust hat, 9100 Kilometer auf dem europäischen Fernwanderweg E4 vom spanischen Tarifa bis zur Insel Zypern zu wandern, der kommt auch durch die herrliche Bergwelt Bulgariens. Alle, die nicht so viel Zeit haben, sollten direkt nach Bulgarien fliegen, um dann im Rila-Gebirge zu wandern. In ganz Europa gibt es keine so ursprüngliche und unberührte Bergwelt wie im Südwesten von Bulgarien. Während der Trekkingtour geht es in den Nationalpark auf 3000 Meter hohe, schneebedeckte Gipfel. Die Wanderer kommen an mehr als 200 kristallklaren Bergseen vorbei, sie wandern auf grünen Almwiesen und durch dichte Wälder, passieren heiße Quellen und sehen das Kloster Rila, ein Weltkulturerbe der UNESCO. Sieben Tage dauert die Tour, Ausgangspunkt ist die bulgarische Hauptstadt Sofia. Die Wanderung führt hinauf zum höchsten Gipfel des Balkans, dem 2925 Meter hohen Musala. Die Tagesetappen dauern bis zu sieben Stunden und sie erfordern eine gute Kondition. Die beste Trekkingzeit ist von Juli bis September.

Island – wandern im Land der heißen Quellen

Das Land aus Feuer und Eis am Rande Europas fasziniert immer Menschen und als Ziel für Trekkingtouren ist Island so begehrt wie nie. Eine der schönsten Touren nennt sich „Laugavegur – der Weg der heißen Quellen“, sie dauert zwischen vier und sechs Tage. Gewandert wird im Süden von Island, es geht 80 Kilometer durch ein Vulkangebirge mit schwarzen Lavafeldern, durch imposante Schluchten und durch tiefgrüne Täler. Der Weg führt an weiten Schneefeldern, blau schimmernden Gletschern, heißen Quellen und Geysiren vorbei. Überall auf dem Weg brodelt, zischt, faucht, dampft und kocht es aus dem Boden. Die unterirdischen heißen Quellen sorgen für immer warme Hütten, in denen es allerdings keine Bewirtung gibt. Die beste Reisezeit ist von Juli bis September. Gewandert wird von Landmannalaugar nach Thorsmörk, zwei Orte, die mit der Hauptstadt Reykjavík per Bus gut verbunden sind. Alle, die eine kleine Pause machen wollen, haben die Möglichkeit, in die Hauptstadt zu fahren, um sich auszuruhen.

Abseits des Ballermanns – Mallorca mal anders

„Ruta de Pedra en Sec“ heißt eine wunderbare Trekkingtour durch den wilden Nordwesten der beliebten Ferieninsel Mallorca. Erfahrene Wanderer kennen die Tour auch unter dem Kürzel GR 221, was recht nüchtern klingt und der schönsten Wanderroute auf der Insel nicht gerecht wird. Zwischen 120 und 135 Kilometer lang ist der Wanderweg abseits des Massentourismus, der durch die markante Gebirgskette „Serra de Tramuntana“ führt. Je nach Kondition und Zeit dauert die Wanderung vier bis sechs Tage über die einsamen Hochebenen des Gebirges. Auf Steinpfaden geht es vorbei an Olivenhainen, uralten Steineichenwäldern und an Grasbüscheln, die bis zu drei Metern hoch sind, alles mit einem fantastischen Blick auf das tiefblaue Mittelmeer. Auf 1445 Metern liegt der höchste Punkt der Wandertour und nach jeder Tagesetappe warten Unterkunft und Verpflegung auf die Wanderer. Empfehlenswert sind Trekkingtouren im Frühling und im Herbst, die klassische Strecke führt von Port d’Andratx nach Llunc oder umgekehrt.

Über die Alpen von Deutschland nach Italien

Einmal die Alpen überqueren – das ist der Wunschtraum vieler Tourengeher. Einmal von Deutschland nach Italien wandern, aber auf welcher Route? Es gibt viele Möglichkeiten, aber der vielleicht schönste Weg führt von Oberstdorf im malerischen Allgäu bis ins schöne Meran in Südtirol. Sieben Tage brauchen geübte Wanderer, wenn sie über den Alpenhauptkamm gehen. Fünf Täler sind dabei zu überwinden, das Lechtal, das Inntal, der Pitztal in Tirol, das 65 Kilometer lange Ötztal und das Schnaltal. In diesem Tal an der südlichen Seite der Alpen fanden Wanderer übrigens den berühmten „Ötzi“. Das Besondere an dieser Tour ist der ständige Wechsel von Klima und Vegetation. Im Allgäu blühen die Blumen auf den Wiesen in verschwenderischer Pracht, in den Lechtaler Alpen führt der Weg vorbei an schroffen Felswänden. Eisblau glitzern die Gletscher im Pitztal und im Ötztal, auf der österreichischen Seite der Alpen, erinnert die Landschaft im Schnaltal hingegen an eine mediterrane Landschaft. Fitness ist auf den 140 Kilometern gefragt, Kletterkenntnisse sind nicht unbedingt erforderlich. Hütten und Berggasthöfe gibt es reichlich und die beste Zeit für die Tour ist zwischen Juli und September.

Fazit

Wandern galt lange Zeit als spießig und nur Senioren haben einen Wanderurlaub gebucht. Heute ist Wandern wieder IN, vielleicht auch, weil die Wanderung jetzt Trekkingtour heißt. Es spielt jedoch keine Rolle, ob es sich um eine Wanderung oder um eine Trekkingtour handelt, sehenswert sind die Ziele dieser schönsten Routen durch Europa in jedem Fall. Wer Inseln mag, der sollte auf Island oder auf der größten Baleareninsel Mallorca wandern. Alle, die es abgeschieden mögen, sind in Bulgarien auf jeden Fall richtig. Sich einen Wunschtraum erfüllen und über die Alpen wandern können alle, die vom Allgäu nach Südtirol unterwegs sind. Es lohnt sich, Europa zu Fuß kennenzulernen und sich die Länder einmal aus einer ganz anderen Perspektive anzusehen.

Beitragsbild: @ depositphotos.com / victoo79

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