Die meisten Städte sind stolz auf ihre Altstadt, denn sie ist ein sichtbares Zeichen aus der Vergangenheit. In Frankfurt sieht das etwas anders aus, hier wird über die Altstadt heftig diskutiert, dabei hat Frankfurt keine Altstadt im klassischen Sinne. Der alte Stadtkern zwischen Römer und Dom wurde im Bombenhagel 1944 komplett zerstört. Um den Wiederaufbau dieses Stadtbezirks entbrannte ein Streit, der sich über Jahre hinzog und der bis heute nicht ganz beigelegt ist.

Ein ungeliebtes Bauwerk

Der Erfolg hat viele stolze Väter. Wenn es um die neue Altstadt in Frankfurt geht, dann muss der Wiederaufbau ein sehr großer Erfolg sein, so zahlreich sind die Väter. Dort, wo die historische Altstadt war, entstand nach dem Krieg das Technische Rathaus. Das war 1974 und der hässliche Betonbau im Stil des Brutalismus stieß auf wenig Begeisterung. Aber nicht nur das Bauwerk selbst, sondern auch die Entscheidungen im Planungsdezernat behagten den Menschen in Frankfurt nicht. Zu viele Bürogebäude und die Zersiedlung des Westends wurden unter anderem im Technischen Rathaus beschlossen. In den 1990er Jahren begann die Politik, sich vom Technischen Rathaus zu distanzieren und wollte das „Ding“ am liebsten sprengen. Aber was sollte stattdessen in der ehemaligen Frankfurter Altstadt stehen?

Ein Stück aus dem Tollhaus

Das Technische Rathaus ist weg und die Suche nach einem geeigneten Nachfolgeobjekt läuft. Der damalige Baudezernent von der SPD und die Oberbürgermeisterin von der CDU sind sich im Jahr 2000 ausnahmsweise mal einig: Ein Luxushotel mit fünf Sternen, eine schicke Shoppingmall und ein Bürogebäude sollen es sein. Der CDU im Stadtrat ist das zu klotzig, zu protzig und viel zu teuer. Nach der Kommunalwahl 2001 kommt eine schwarz-grüne Regierung in Frankfurt an die Macht, aber nur für einen Tag. Ein Stadtverordneter von der CDU stimmt für die rechtsgerichteten Republikaner und schließlich kommt es zu einer Vier-Parteien-Koalition aus FDP, Grünen, SPD und CDU. Diese Koalition bringt nichts zustande und das Projekt Altstadt kommt völlig zum Erliegen, erst 2005 kommt wieder Bewegung in diese Geschichte.

Die Altstadt wird wieder aufgebaut

2005 stellte ein Stadtverordneter der rechtspopulistischen Bürger für Frankfurt (BFF) einen Antrag, der Jahre später endlich in die Tat umgesetzt wird: Der Wiederaufbau der Altstadt kommt und es gibt eine Rekonstruktion der historischen Gebäude. Vor 13 Jahren lehnte die „Vierer-Koalition“ dieses Ansinnen empört ab, ihnen schwebte ein modernes Gebäude vor. Als ein Frankfurter Architekt einen Ideenwettbewerb gewann und eine städtische Zentralbibliothek bauen wollte, drehte sich das Blatt. Plötzlich wollten auch die CDU sowie die Grünen zusammen mit der BFF und den „Freunden der Altstadt“ das alte Frankfurt zurück.

Sechs Häuser sollten rekonstruiert werden, 15 sind es geworden. 105 Millionen Euro sollte die Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt kosten, über 200 Millionen Euro sind daraus geworden. Aber das ist leider nicht die Wahrheit, denn bei der Rechnung wurde kräftig geschummelt. Die Eröffnungsfeier der Altstadt ist für den September 2018 geplant und diese Feier lassen sich die Frankfurter Stadtväter gerne etwas kosten, und zwar genau 1,5 Millionen Euro. Dafür bekommt Frankfurt aber auch, so der amtierende Oberbürgermeister, ein „Stück Seele zurück“.

Beitragsbild: @ depositphotos.com / vichie81

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