„Banker, Bordelle & Bohème – die Geschichte des Frankfurter Bahnhofsviertels“. So heißt eine sehr interessante Ausstellung, die noch bis zum 7. April 2019 im Institut für Stadtgeschichte zu sehen ist. Diese Ausstellung hat die schillernde und auch traurige Vergangenheit des Frankfurter Viertels sehr genau unter die Lupe genommen. Es wird ein faszinierender Bogen gespannt zwischen dem Ort, an dem einst der Galgen stand und dem Ort, an dem sich heute das neue Ausgehviertel im Schatten der Bankentürme befindet.

Der Galgen von Frankfurt

Dort, wo heute der Bahnhofsvorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofs ist, stand im 14. Jahrhundert der Galgen. Das erste Modell, das 1386 entstand, erwies sich als nicht besonders stabil, 1552 musste ein neuer Galgen her. Dieser hatte gleich vier Hängevorrichtungen und die Gehängten mussten so lange am Galgen hängen, bis sie verrottet waren. Abgebaut wurde er erst 1806 bei einem Besuch Napoleons in Frankfurt, auf dem Galgenfeld gab es ein großes Feuerwerk zu Ehren des französischen Kaisers.

Das Viertel der Reichen und Schönen

Ende des 19. Jahrhunderts ist Frankfurt bereits eine Großstadt, die ein wenig beengt ist. Die wohlhabenden Bürger, die Fabrikanten und auch der Adel wollen raus aus der Stadt und bauen sich Villen mit großen Gärten vor den Toren Frankfurts. Das ist um 1888 das heutige Bahnhofsviertel. Neben den teuren Villen entstehen aber auch viele schöne Häuser im Stil der Gründerzeit, die dem Viertel bis heute seine Struktur verleihen.

Ein kulturelles Zentrum

Im Jahre 1905 kommt die Kultur im Bahnhofsviertel an, und zwar in Form des Schumanntheaters, in dem mehr als 5000 Besucher einen Platz finden. Das Theater bietet eine faszinierende Mischung aus einem Varieté, einem Zirkus, einer Operette und einem Revuetheater. Die Technik ist für damalige Zeiten verblüffend. So wird nach Bedarf die Bühne versenkt und ein besonderer Publikumsmagnet sind wilde Raubtiere. In späteren Jahren verwandelte sich das Theater in ein Kino, einen Platz für Box- und Ringkämpfe, später dann in einen Veranstaltungsort für politische und religiöse Redner. 1961 schließlich musste das Gebäude einem Bürokomplex weichen.

Eine Hochburg des Verbrechens

Nach dem Krieg zieht das Verbrechen in das Frankfurter Bahnhofsviertel ein und der Schwarzhandel blüht ebenso wie die Prostitution. Die Polizei steht machtlos daneben, denn in jedem Revier gibt es nur eine Pistole mit ganzen drei Schuss Munition. Kommt es zu einer Schießerei, dann müssen weiß angestrichene Wagen aus Wehrmachtsbeständen anrücken, genannt der „Weiße Traum“. Die Kurbel für die Sirene bedienen die Polizisten dabei mit der Hand.

Das Rotlichtviertel

Bordelle gibt es im Bahnhofsviertel erst ab 1969, vorher gab es Prostitution nur auf dem Straßenstrich oder in Privatwohnungen. „Crazy Horse“ hieß das erste Bordell in Frankfurt und der Stadtführer von damals nennt auch die Preise: Die „Fünf-Minuten-Liebe“ kostet 40,- Mark. Alleine im ersten Monat kommen mehr als 3000 Freier vorbei.

Bunt, aufregend und mit einem gewissen Ruf ausgestattet, ist das Bahnhofsviertel in Frankfurt bis heute eine Touristenhochburg. Das Verbrechen ist immer noch da und die Prostitution auch, aber das Viertel hat sich von seinem Schmuddel-Image befreit. Die Ausstellung „Banker, Bordelle & Bohème“ im Institut für Stadtgeschichte zeigt ein ganz besonderes Stadtviertel im Wandel der Geschichte. Diese Retrospektive ist nicht nur für Frankfurter interessant.

Beitragsbild: @ depositphotos.com / Hackman

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