Westend – wo Frankfurt richtig teuer ist

Wer das nötige Kleingeld mitbringt, der kann im Frankfurter Westend sehr angenehm leben. Es sind die eleganten Vorstadtvillen im klassizistischen Stil, die weitläufigen Grünflächen, die Designerläden und die erstklassigen Restaurants, die das Westend zu einem ganz besonderen Stadtteil machen. Das war allerdings nicht immer so. Das Westend wurde wie Sachsenhausen erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein Zentrum des urbanen Lifestyles und der gehobenen Lebensqualität. Im 19. Jahrhundert zeichnete sich aber bereits ab, in welche Richtung sich das Westend einmal bewegen würde.

Das Westend in Zahlen

Wie das Nordend und Sachsenhausen, so gibt es auch ein nördliches und ein südliches Westend. Einen Unterschied zwischen den beiden Teilen gibt es allerdings nicht, die Trennung ist nur für die Statistik.
Einwohner: 28.558
Fläche: 4,0 Quadratkilometer
Stadtteil seit: 1866
Gehört zum Ortsteil: Innenstadt II

Die Geschichte des Westends

Wie die meisten Viertel aus der Gründerzeit, so befand sich auch das Westend immer innerhalb der Frankfurter Festungsmauer. Im Mittelalter bestand das Westend aus Ackerland und Heidelandschaften sowie aus weiten Wiesen und es gab vereinzelte Gutshöfe. Diese Höfe haben den Straßen im heutigen Westend ihre Namen gegeben. Der Hellerhof und auch der Kettenhof waren große Höfe, auf denen reiche Bauern wirtschafteten. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Stadtbefestigung geschleift, die Frankfurt umschloss. Anschließend dauerte es nicht lange und die reichen Frankfurter Bürger ließen sich entlang der Bockenheimer Landstraße prachtvolle Villen bauen. Das Rotschildpalais, das Gontardsche Gartenhaus oder die Villa Leonhardi sind die bekanntesten und vielleicht auch schönsten Villen im Westend. Nach dem Krieg wurde im Westend der Frankfurter Zoo gebaut, der später ins Ostend umgezogen ist. Es entstanden Hochhäuser und Wolkenkratzer, die Frankfurt seine einzigartige Skyline geben.

Die Preise steigen

Der Frankfurter Westend gehört zu den teuersten Wohnquartieren in Deutschland. Die Preise für Eigentum stiegen schon zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In den vergangenen zehn Jahren gab es eine Preissteigerung von 100 Prozent und ein Blick in die Zukunft verrät, dass das Ende noch lange nicht erreicht ist. Aktuell kostet ein Quadratmeter im Frankfurter Westen bis zu 9000 Euro. Sollte sich der europäische Finanzplatz nach dem Brexit von London nach Frankfurt verlagern, kostet der Quadratmeter bis zu 14.000 Euro oder sogar mehr, so schätzen Experten. Es ist die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt, die dem Westend zu schaffen macht. Aber das ist nur eines von vielen Problemen, denn auch Parkplätze sind eine Seltenheit. Der Stadtteil ist dicht besiedelt, es gibt nur wenige Tiefgaragen und das ist für die Anwohner ein ständiges Ärgernis.

Das imposante Stadtbild

Als einzige deutsche Stadt kann es Frankfurt mit den Wolkenkratzern in New York oder Los Angeles aufnehmen. Die meisten dieser imposanten Hochhäuser stehen im Westend, bevorzugt in der Bockenheimer Anlage, der Taunusanlage und der Mainzer Landstraße. Dort steht unter anderem der Park Tower mit 115 Metern, der Opernturm mit 170 Metern und die Zwillingstürme der Deutschen Bank mit je 155 Metern. Nicht zu übersehen sind auch das 186 Meter hohe Trianon und das Frankfurter Büro Center mit 142 Meter Höhe. Der höchste Wolkenkratzer im Westend war bis 1997 auch das höchste Gebäude in Europa – der 257 Meter hohe schlanke Messeturm. Die Hochhäuser sind aber nur ein Teil des Westender Stadtbildes. Die Villen aus der Gründerzeit und die Gebäude, die in den 1950er Jahren entstanden, prägen das Westend ebenso wie die unförmigen Bauten aus den 1970er Jahren. Diese Häuser wurden ohne Rücksicht auf die Bebauung in der Umgebung geplant und die heftigen Proteste während des „Frankfurter Häuserkampfs“ richteten sich vor allem gegen die Gebäudespekulationen und die Verdrängung der bürgerlichen Mitte.

Was ist im Westend sehenswert?

Das westliche Ende von Frankfurt ist reich an Sehenswürdigkeiten der unterschiedlichsten Art. Sehenswert ist beispielsweise der Livingstonsche Pferdestall in der Ulmenstraße. Der Pferdestall ist der einzige noch verbliebene Gebäudeteil des einst prächtigen Villenkomplexes von Marx Löwenstein. Heute beherbergt der Pferdestall, der wie eine Villa aussieht, unter anderem ein Bürgerhaus und ein Restaurant. Unbedingt sehenswert ist das Senckenbergmuseum, das zwischen 1904 und 1907 entstand. Besonders bei Kindern ist das Museum beliebt, denn dort gibt es die Skelette von Dinosauriern. Ein großer Schatz ist ein versteinerter Saurier, von dem ein Stück seiner schuppigen Haut erhalten geblieben ist. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten gehören die Sammlung von Vögeln, versteinerten Fledermäusen und Fischen, auch ein Messel-Pferdchen ist zu sehen. Eine Sehenswürdigkeit der besonderen Art ist auch der Hammering Man. Der amerikanische Künstler Jonathan Borofsky schuf eine 21 Meter hohe und 32 Tonnen schwere Skulptur, die die Silhouette eines arbeitenden Mannes zeigt. Ein Motor treibt den Hammer an, den der Mann gegen ein symbolisches Werkstück schlägt.

Erholung im Westend

Wer sich im Westend erholen und entspannen möchte, der kann das in mehreren schönen Parks sowie im berühmten Palmengarten. Der Palmengarten öffnete 1871 seine Pforten und die Initiative für diesen einzigartigen Garten ging von den Frankfurter Bürgern aus. Heute besteht der Garten aus großen Freiflächen und klimatisierten Gewächshäusern. Auf 22 Hektar fühlen sich viele exotische Pflanzen aus allen Teilen der Welt zu Hause. Ursprünglich gehörte der Palmengarten zur Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität. Neben den Freiflächen und den Gewächshäusern können die Besucher auch eine Wüstenlandschaft und eine subarktische Landschaft bewundern. Für die kleinen Besucher gibt es einen großen Wasserspielplatz. 30 Hektar groß ist der Grüneburgpark und damit der drittgrößte Park der Stadt. Viele der 2600 Bäume sind über 100 Jahre alt, es gibt einen koreanischen Garten und große Rasenflächen, die zum Sonnenbaden wie auch zu einem Picknick einladen. Der Grüneburgpark ist ein Gartendenkmal und ein Landschaftsschutzgebiet, dessen Entstehung auf das Jahr 1822 zurückgeht.

Das Frankfurter Westend ist ein quirliger und pulsierender Stadtteil, den sich allerdings nicht jeder leisten kann. Im Westend ist die Mainmetropole richtig teuer, aber die Einwohner leben dort auch exponiert. Die Infrastruktur stimmt ebenso wie das kulturelle Angebot, auch das Nachtleben und die Auswahl der Restaurants können sich sehen lassen. Die vielen schönen Parks und Grünflächen verleihen dem Westend einen bürgerlichen Touch, was Straßen wie der Grüneburgweg noch verstärken. Auf der einen Seite der Straße sind kleine Einzelhandelsgeschäfte zu finden, auf der anderen Straßenseite stehen die eleganten Villen unter alten schattigen Bäumen. Das Westend beeindruckt vor allem durch seine großen Kontraste, eine gelungene Mischung aus Alt und Neu, nostalgisch und hochmodern. Genau das ist es, was den Stadtteil so attraktiv macht.

FOTOCREDIT

Westend: GeorgDerReisende, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons