Nied – der Stadtteil am Wasser

Kein anderer Frankfurter Stadtteil hat eine so exponierte Lage wie Nied. Der Stadtteil im Westen liegt zwischen zwei Flüssen, nämlich an der Nidda und am Main. Nied bildet so etwas wie ein Mündungsdreieck zwischen den beiden Flüssen. Diese Lage macht Nied so besonders, aber es fällt dem Stadtteil schwer, mit dieser einzigartigen Lage für sich zu werben. Zu groß sind die Probleme, zu hoch sind die Kriminalität und die Arbeitslosigkeit, zu heftig sind die Streitigkeiten zwischen den Einwohnern und den Migranten, die sich nicht integrieren wollen.

Nied in Zahlen

Nied liegt im Westen von Frankfurt und verdankt seine Entstehung dem Flüsschen Nidda.
Einwohner: 19.400
Fläche: 3,82 Quadratkilometer
Stadtteil seit: 1928
Gehört zum Ortsteil: West

Die Geschichte von Nied

Den Ort Nied gab es bereits in der Keltenzeit und aus dieser Zeit stammt auch der Name des Flusses Nidda. Zur Zeit der Römer entwickelte sich Nied zu einem attraktiven Handelsplatz. Es gab unter anderem viele Ziegeleien und auch die Herstellung von Öllampen sorgte für einen bescheidenen Wohlstand. Nach dem Fall des Limes und dem Alemannensturm um das Jahr 260 verlieren sich die Spuren des Dorfes Nied. Im Hochmittelalter taucht das Dorf wieder auf und wird 1218 erstmals urkundlich erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten wechselt Nied mehrfach den Besitzer, wird im Dreißigjährigen Krieg zerstört und kommt 1787 zum Kurfürstentum Mainz. Durch die strategisch wichtige Lage zwischen zwei Flüssen weckt Nied unter anderen das Interesse der Franzosen, auch das Fürstentum Nassau hätte das kleine Dorf gerne für sich. 1879 hält zum ersten Mal eine Eisenbahn in Nied und 1928 kommt das Dorf, in dem früher Fischer und Bauern lebten, zu Frankfurt.

Was ist in Nied sehenswert?

In Nied finden Besucher nicht die klassischen Sehenswürdigkeiten, aber es gibt trotzdem einiges, was durchaus sehenswert ist. So befindet sich im Niedwald der sogenannte Selzerbrunnen, dabei handelt es sich um einen Mineralbrunnen. Der hat zwar einen hohen Anteil an Schwefelwasserstoff, aber trotzdem ist das Wasser trinkbar. Mit dem Faulbrunnen gibt es einen zweiten Mineralbrunnen in Nied, der in der Eisenbahner-Siedlung zu finden ist. Bevor Nied zu Frankfurt kam, gab es Überlegungen, einen Bäder- und Kurbetrieb einzurichten. Rund um den Ort gibt es verschiedene Naturschutzgebiete an der Nidda, an ihren Altarmen und auch im Niedwald. Beliebt ist vor allem die Wald-Auenlandschaft, die zu Ausflügen und Wanderungen einlädt. Nicht nur für Eisenbahnfans ist die Eisenbahnbrücke Nied etwas ganz Besonderes. Die Brücke, die von der Taunus-Eisenbahn befahren wird, entstand 1839 und ist damit die älteste Eisenbahnbrücke Deutschlands, die noch in Betrieb ist.

Das beliebte Ufer des Flusses

Es sind die beiden Flüsse, der Main und die Nidda, die in der Freizeitgestaltung der Einwohner von Nied eine große Rolle spielen. Besonders die Stromschnellen der Nidda gehören bei der Jugend zu den beliebtesten Ausflugszielen. Das Wildwasser mit den imposanten Stromschnellen ist durch die Renaturierung der Nidda und eines Altarms entstanden. Ein altes Niddawehr musste dem Wildwasser jedoch weichen. Für Angler ist diese Stelle des Flusses von besonderem Interesse, denn die Fische können sowohl auf- als auch abwärts schwimmen. In Nied gibt es einen Angelverein, dessen Mitglieder vor allem in der Nidda und ihren Altarmen die Angelrute auswerfen. Dort gibt es gute Fischgründe. Weniger spektakulär ist das Ufer des Mains, wer jedoch gerne in einer schönen Naturlandschaft spazieren geht, sollte das Mainufer wählen.

Der soziale Brennpunkt

Es ist die zunehmende Anonymität, der immer größer werdende Leerstand der einstigen Geschäfte und ein nicht mehr vorhandenes Gemeinschaftsgefühl, das den alteingesessenen Bürgern in Nied zu schaffen macht. Die Stadt Frankfurt unternimmt zu wenig, um dem Stadtteil zu helfen. Die Bürger sind mittlerweile der Ansicht, dass alles, was Probleme bereitet, in Nied abgeladen wird. Für Probleme sorgt unter anderem die Flüchtlingsunterkunft in der Dürkheimer Straße. Schon der Bau der Unterkunft hat für viel Kritik, aber auch für Angst gesorgt. Die fünf zweigeschossigen Häuser aus Holzmodulen haben 34 Wohneinheiten und 140 Menschen können dort wohnen. Ein anderes Problem ist das Hochhausviertel, das einen denkbar schlechten Ruf hat. Von Frankfurter Seite ist hier alles in Ordnung, aber viele Bürger aus Nied trauen sich in der Dunkelheit nicht mehr so recht auf die Straße.

Keine Innenstadt

Während es in anderen Stadtteilen noch ein reges Innenstadtleben gibt, herrscht in Nied nur Tristesse. Im Zentrum von Nied gibt es lediglich ein Eiscafé, wo sich die Einwohner auf einen Kaffee treffen. An schönen Tagen stehen im Außenbereich Tische und Stühle für die Gäste bereit, allerdings auf einem Parkplatz. Die Geräuschbelästigung dort ist nicht jedermanns Sache. In den vergangenen Jahren versuchte die Stadt Frankfurt, Nied ein wenig attraktiver zu machen und hat den Kerbeplatz des Stadtteils „verschönert“. 100.000 Euro hat sich die Stadt die neuen Bänke und die Begrünung kosten lassen. Aus Sicht vieler Nieder war das jedoch kein besonders gut investiertes Geld. Die Kerb in Nieder findet immer noch am Ufer der Nidda statt und so dient der neue Platz als Kirmes- oder Zirkusplatz. Als Sport- und Spielstätte konnte er sich bis jetzt nicht etablieren.

Gut angebunden

Wer einkaufen gehen will, der muss nach Höchst, Sossenheim, Griesheim, Schwanheim oder eben nach Frankfurt fahren. Nied ist gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden, was besonders in Bezug auf Frankfurt gilt. Die S-Bahnlinien S1 und S2 fahren ebenso von Nied nach Frankfurt wie auch die Straßenbahnlinien 11 und 21. Auch Busse sind zwischen Stadt und Stadtteil unterwegs, und zwar mit den Linien 51, 54, 59. Mit dem n8 fährt zusätzlich ein Nachtbus für alle, die in Frankfurt ausgehen möchten. Ohne Probleme funktionieren auch die Verkehrsverbindungen in die benachbarten Stadtteile.

Einige Stadtteile von Frankfurt haben das Gefühl, dass sich niemand um sie kümmert. Nied gehört zu diesen Stadtteilen. Es gab in der Vergangenheit mit Sicherheit Versäumnisse auf Frankfurter Seite, die die Einwohner von Nied verärgert haben. Die Stadt legte Geld am falschen Ende an und tat zu wenig für die Infrastruktur des Stadtteils. Die Folgen dieser Politik sind dramatisch, denn die jungen Leute ziehen aus Nied weg. Sie wollen in ihrem Leben mehr Perspektiven und sehen in Nied keine Chance mehr. Auf diese Weise verfällt ein Stadtteil wie Nied immer mehr und es wird für Frankfurt immer schwerer, dort zu investieren.

FOTOCREDIT

Nied: Dguendel, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons