Höchst – der Stadtteil mit der längsten Geschichte

Kein anderer Stadtteil von Frankfurt kann auf eine so lange Geschichte zurückblicken und kein anderer Stadtteil ist für die Industrie so interessant wie Höchst. Was wäre Höchst ohne Hoechst? Wahrscheinlich ein unbedeutender Teil von Frankfurt. Erst das Weltunternehmen hat den Stadtteil geprägt wie kein anderer. Aber nicht nur Hoechst hat Höchst geprägt, es sind auch die Bauwerke, die malerische Altstadt und nicht zuletzt auch das feine Porzellan, das den Vergleich mit Meißen nicht scheuen muss.

Höchst in Zahlen

Höchst liegt ganz im Westen von Frankfurt direkt am Main. Diese exponierte Lage hat den Stadtteil einst reich und mächtig gemacht.
Einwohner: 15.574
Fläche: 4,73 Quadratkilometer
Stadtteil seit: 1928
Gehört zum Ortsteil: West

Eine sehr lange Geschichte

Höchst kann auf eine Geschichte zurückblicken, die vor 1200 Jahren begann. Dort, wo die Nidda in den Main mündet, gab es einst ein Plateau, das direkt an das Ufer des Mains heranreichte. Diese Kante war vor Hochwasser sicher und zudem gut zu verteidigen. In der Jungsteinzeit wird das Plateau zum ersten Mal besiedelt, später errichten die Römer dort ein Kastell. Im Jahre 790 entsteht dort ein fränkisches Dorf, das den Namen „Hostat“ trägt, was so viel wie hohe Stätte bedeutet. 830 entsteht mit der Justinuskirche eine der ältesten Kirchen, die es heute in Deutschland gibt und im Jahr 1000 gehört der Ort, der sich jetzt Höchst nennt, zu Kurmainz. In den kommenden Jahrhunderten erlebt Höchst eine turbulente und auch dramatische Geschichte. So zerstört ein Feuer 1586 fast die Hälfte der Stadt und auch im Dreißigjährigen Krieg müssen die Menschen in Höchst leiden.

Höchst blüht auf

Die Blütezeit für Höchst kommt im 18. Jahrhundert. 1746 wird die Porzellanmanufaktur Höchst gegründet, 1839 bekommt Höchst einen eigenen Anschluss an die Eisenbahn. 1863 passiert das, was den Stadtteil bis heute prägt: Die Gründung der Farbwerke Höchst, die sich später Hoechst AG nennen. 1885 wird aus der bis dahin kleinen Gemeinde eine richtige Stadt in der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Im Ersten Weltkrieg besetzen französische Truppen die Stadt, im Zweiten Weltkrieg gibt es nur wenig Zerstörung. Schon 1928 wurde Höchst ein Teil von Frankfurt, behielt aber in vielen Bereichen seine Eigenständigkeit. Erst seit 1980 ist Höchst keine Kreisstadt mehr, diesen Status übernahm Hofheim am Taunus. In den 1990er Jahren ging es mit dem Stadtteil bergab. Die Wirtschaft war rückläufig, die Wohnqualität schlecht, die Struktur der Bevölkerung problematisch und der Ausländeranteil zu hoch. Seit 2006 gibt es einen Rahmenplan für die Stadtentwicklung von Höchst, der bisher aber wenig erfolgreich war.

Das berühmte Porzellan

Die meisten Menschen denken bei edlem Porzellan zuerst an Meißen oder vielleicht noch an Rosenthal oder Nymphenburg. Aus Frankfurt Höchst kommt jedoch auch sehr gutes Porzellan und das schon seit dem 18. Jahrhundert. Sie ist die damit die zweitälteste Manufaktur in Deutschland, aber die Französische Revolution und die Belagerung von Mainz sorgten dafür, dass die Manufaktur 1798 in Konkurs ging. Danach gab es einige Versuche, das Geschäft mit dem „weißen Gold“ wieder aufleben zu lassen. Die Neugründung gelang jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1947. Die Entstehung verdankt die Manufaktur dem bekannten Historiker Rudolf Schäfer, der sich für das hochwertige von Hand bemalte Porzellan einsetzte. Finanziell unterstützt von der Hoechst AG und der Dresdner Bank produziert das Unternehmen kostbare Einzelstücke, die unter Sammlern und Porzellanliebhabern einen großen Wert haben. Heute ist das Porzellan aus Höchst weit über die Grenzen Frankfurts hinaus bekannt.

Das Wahrzeichen von Höchst

Es dauerte zwei Jahrhunderte, bis die Höchster Bürger ihr Schloss bekamen. Das Alte Schloß, das zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert entstand, war die prunkvolle Residenz des Mainzer Erzbistums. Es steht auf den Überresten einer gotischen Zollburg aus dem frühen 14. Jahrhundert. Aus der Zeit der Burg blieb nur der Bergfried erhalten, der 1681 eine schmucke Haube bekam und heute das Wahrzeichen von Höchst ist. Aktuell hat die Denkmalakademie ihren Sitz im Höchster Schloß. Die Schlossterrasse sowie die Parkanlagen und der Schlosshof sind aber frei zugänglich und tagsüber geöffnet. Neben dem Alten Schloß gibt es in Höchst noch das Neue Schloß, das aus dem 16. Jahrhundert stammt. Der frühere Adelshof wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert, bis es ein sogenannter „Cavaliersbau“ war, der dem Kurfürsten als Gästehaus diente. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte AFN dort seine Studios, heute ist es ein exklusiver Ort für Events mit einer gehobenen Gastronomie.

Der prächtige Bolongaropalast

Wenn es um die prachtvolle Epoche des Barock geht, dann ist der Bolongaropalast ein sehr schönes Beispiel. In Auftrag gegeben wurde der riesige Palast von den Brüdern Josef Maria Markus und Jakob Philip Bolongaro. Die Brüder vom italienischen Lago Maggiore waren Fabrikanten und Kaufleute, die 1735 in Frankfurt eine Niederlassung hatten. Mit der größten Manufaktur für Schnupftabak und einer Handlung für Tabakwaren zu Geld gekommen, ließen sich die Brüder einen Palast bauen. Nach ihrem Tod diente der prachtvolle Palast als Quartier einiger Heerführer, zu denen unter anderem auch der französische Kaiser Napoleon Bonaparte gehörte. Dann diente der Palast als Fabrik für Wasser- und Gasleitungen, er war eine Messinggießerei und in den Räumen wurden Bettfedern hergestellt. Schließlich kaufte die Stadt Höchst 1908 den Palast, restaurierte die Räume und machte ihn zum Rathaus. Heute hat die Stadtbezirksverwaltung dort ihren Platz und der Bürgermeister hat im Palast sein Büro. Alle Brautpaare, die in einem stilvollen barocken Rahmen heiraten möchten, können das im westlichen Flügel des Bolongaropalastes.

Neues versuchen und Altes bewahren – dieses Motto trifft auf Höchst wohl am besten zu. Der Stadtteil vermittelt mit seinen zahlreichen Baudenkmälern, den kleinen, verwinkelten Gassen und den schmucken Fachwerkhäusern bis heute ein pittoreskes Bild. Auf der anderen Seite ist Höchst der attraktive Standort für viele weltbekannte Unternehmen. Kein anderer Frankfurter Stadtteil kann auf eine so lange wechselvolle Geschichte zurückblicken wie Höchst. Ein Zeuge ist die imposante Justinuskirche, die noch aus der Zeit der Karolinger stammt und seit 1100 Jahren ununterbrochen als Kirche dient. Sie ist die älteste Kirche nördlich der Alpen und war einst ein prächtiges Symbol der Macht des Erzbischofs von Mainz. Er wollte dem Königshof in Frankfurt demonstrieren, dass der König keinerlei Monopol besaß, wenn es um Prachtentfaltung und Herrschaftsansprüche ging.

FOTOCREDIT

Höchst: User: Pedelecs at wikivoyage shared, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons