Heddernheim – das Dorf der fröhlichen Narren

Weit über die Grenzen von Frankfurt hinaus hat Heddernheim den Beinamen „Das närrische Dorf“. Tatsächlich spielt das närrische Treiben in dem Dorf im Nordwesten von Frankfurt eine wichtige Rolle. Die Freude an der Fastnacht haben die Heddernheimer aber nicht von den Frankfurtern geerbt, hier hat Mainz die Finger im Spiel, eine Stadt, die in der Geschichte von Heddernheim eine Schlüsselrolle hat. Heddernheim ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes und das gilt nicht nur für die närrische fünfte Jahreszeit.

Heddernheim in Zahlen

Heddernheim liegt im Nordwesten von Frankfurt und unterscheidet sich in vielen Bereichen von den anderen Frankfurtern Stadtteilen.
Einwohner: 17.150
Fläche: 2,49 Quadratkilometer
Stadtteil seit: 1910
Gehört zum Ortsteil: Nord-West

Eine spannende Geschichte

Im Jahre 85 nach Christus schlug das Heer des römischen Kaisers Domitian den germanischen Volksstamm der Chatten. Unmittelbar nach dem Sieg begannen die Römer damit, die Region zu besiedeln, in der die Chatten lebten. In der Region lag auch das heutige Heddernheim und daher konnte das Dorf 1985 einen runden Geburtstag feiern. Offiziell ist es kein Jubiläum, denn urkundlich erwähnt wird Heddernheim erst im Jahre 801 unter dem Namen „Phetterenheim“. Damals war das Dorf eine Schenkung des Klosters Lorsch und im Laufe der Zeit wechselten die Besitzer von Heddernheim ständig. Im 12. Jahrhundert spielten die Mainzer eine wichtige Rolle und vermutlich stammt aus dieser Zeit auch die Liebe zur Fastnacht. Bis ins Jahr 1839 reicht die närrische Chronik von Heddernheim. Damals gab es jedoch noch keinen Karnevalsprinzen, sondern nur einen in eine römische Toga gekleideten „Statthalter“ zur Erinnerung an die römische Besatzung.

Die Heddernheimer Museen

Wer nach Heddernheim kommt, der sollte es nicht versäumen, die beiden Museen des Ortes zu besuchen. Im Heimatmuseum, das im Neuen Schloss untergebracht ist, sind archäologische Funde aus der Römerzeit zu sehen. Das zweite Museum verbirgt sich hinter der Fassade eines eher unscheinbaren Reihenhauses. Alle, die sich für Architektur interessieren, sollten sich dieses einzigartige Museum im Ernst May-Haus unbedingt ansehen. Der Architekt Ernst May, 1886 in Frankfurt geboren, gilt als Vater der modernen Einbauküche und war ein genialer Stadtplaner. Im zweistöckigen Reihenhaus in Heddernheim können die Besucher Möbel aus den 1920er Jahren bewundern, die Ernst May entworfen hat. Es gibt auch eine originale Frankfurter Küche, die selbst nach 100 Jahren immer noch sehr modern aussieht.

Heddernheim und die Industrie

Heddernheim hat schon sehr früh vom Industriezeitalter profitiert. Viele Betriebe ließen sich vor allem im Norden des heutigen Frankfurter Stadtteils nieder und bauten dort auch die Siedlungen für ihre Arbeiter. In den 1980er Jahren begann dann der Niedergang der Industrie in Heddernheim. Besonders hart traf es den Ort, als die vereinigten Deutschen Metallwerke ihre Tore schlossen. Als das Werk dann abgerissen wurde, stellte sich heraus, dass die Erde durch Giftstoffe verseucht ist. Das Erdreich wurde zehn Meter tief abgetragen und später durch frische, nicht belastete Erde ersetzt. Heute steht in Heddernheim eine der modernsten Müllverbrennungsanlagen in Europa. Der Schornstein der Anlage ist nicht zu übersehen, denn er ist mit einem riesigen Drachen bemalt. Ein weiteres wirtschaftliches Standbein der Frankfurter Gemeinde ist das größte Einkaufszentrum in Deutschland. Das Einkaufsparadies liegt am westlichen Ortsrand von Heddernheim und feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum.

Die schönste Kita Frankfurts

Welches Kind möchte nicht in eine Kindertagesstätte gehen, die wie ein Märchenschloss aussieht? Die Kinder, die die Kita am Kupferhammer 93 in Heddernheim besuchen, spielen in einem solchen Märchenschloss. Die Kita öffnete 1995 ihre Pforten und der Mann, der sie plante, war mit dabei: Friedensreich Hundertwasser. 60 Kindergartenkinder und 40 Hortkinder spielen und toben jeden Tag durch die Kita mit den goldenen Zwiebeltürmen. Neben den Türmen gibt es schiefe Wände, Ziegelsteine, die alle unterschiedlich aussehen, schmucke Säulen am Eingang und bunte Mosaike an den Wänden. Die Kita, die auf zwei versetzten Erdhügeln gebaut wurde, erinnert an ein verwunschenes Schloss, das die Fantasie und die Kreativität der Kinder anregt.

Das Dorf lebt

Viele Frankfurter Stadtteile beklagen, dass ihr Dorf keinen eigenen Charakter mehr hat. In Heddernheim ist das anders, denn dort pulsierte das dörfliche Leben. Besonders lebhaft ist der Bereich an der Heddernheimer Landstraße, denn dort stimmt die Infrastruktur. Es gibt Supermärkte und kleine Läden, Handwerksbetriebe, Cafés und gemütliche Restaurants. Sie prägen das Bild einer charmanten Kleinstadt und die Heddernheimer kaufen dort gerne ein. Die guten Verkehrsverbindungen nach Frankfurt und auch das nahegelegene Einkaufszentrum, sind keine Konkurrenz für das lebhafte Dorfleben.

Eine Pumpe mit Geschichte

Am Straßenrand der Alt-Heddernheimer 47 steht ganz bescheiden und unscheinbar ein Brunnen in Form einer schlanken Säule. An dem Brunnen ist die Jahreszahl 1839 zu lesen und genau in diesem Jahr schenkte der Gemeinderat dem Dorf Heddernheim eine eigene Pumpe. Durch die Pumpe mussten die Hausfrauen das Wasser nicht mehr mühsam aus dem Ziehbrunnen holen und ihre Arbeit wurde um einiges einfacher. Zwei Handwerksburschen waren von der sogenannte „Gemaabumb“, wie die Pumpe im Dialekt hieß, so begeistert, dass sie sie abgebaut und dann in einer Art Prozession durch Heddernheim getragen haben. Aus diesem Spaß entwickelte sich im Lauf der Jahre ein Umzug, der, wie sollte es anders sein, am Brunnen in der Alt-Heddernheimer 47 startet.

Ein umstrittener Plan

In den Großstädten ist der Wohnraum knapp und Frankfurt macht da keine Ausnahme. Wenn ein Ortsteil noch reichlich Grundstücke hat, dann weckt das Begehrlichkeiten. In Heddernheim gibt es eine Fläche mit sieben Hektar, die für den Bau von Wohnungen perfekt sind, wäre da nicht die Abneigung der Anwohner. Die Heddernheimer, die in der direkten Umgebung wohnen, möchten keine neuen Nachbarn, denn sie fürchten um ihre ruhige Umgebung. Durch den Bau von neuen Wohnungen nimmt der Individualverkehr stark zu und das bedeutet nicht nur eine höhere Lärmbelästigung, sondern auch mehr Schmutz.

Heddernheim ist ein kleiner Exot unter den Frankfurter Stadtteilen. Das frühere Dorf, das seine Wurzeln in der Römerzeit hat, konnte trotz Eingemeindung seine Identität und Individualität bewahren. Es gibt eine lebhafte Infrastruktur, eine gute Verkehrsanbindung an Frankfurt sowie ein gutes Angebot bei Schulen, Kindergärten und Kitas. Die Heddernheimer pflegen ihr Brauchtum, besonders wenn es um den Karneval geht. Außerdem haben sie lukrative Unternehmen wie die Müllverbrennungsanlage in ihr Dorf geholt und es so geschafft, nicht allzu abhängig von Frankfurt zu sein.