Altstadt – Frankfurts Geschichte hautnah erleben

Alle Besucher, die einen Bummel durch die Altstadt von Frankfurt unternehmen, machen einen Spaziergang durch die deutsche Geschichte. Überall begegnen den Besuchern steinerne Zeugnisse aus unterschiedlichen geschichtlichen Epochen, die nicht nur die Stadt Frankfurt, sondern ganz Deutschland entscheidend geprägt haben. Die Altstadt am nördlichen Ufer des Mains mit dem mittelalterlichen Stadtkern verschwand bei den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs fast vollständig. Jetzt lebt sie aber wieder auf, und zwar auf 7000 Quadratmeter zwischen dem Dom und dem Römer. Hier entstanden 35 Häuser, 15 davon sind originalgetreue Nachbauten.

Die Altstadt in Zahlen

Die Altstadt ist der kleinste Frankfurter Stadtteil mitten im Herzen der Mainmetropole:
Einwohner: 3997
Fläche: 0,51 Quadratkilometer
Stadtteil seit: 1866
Gehört zum Ortsbezirk: 01 Innenstadt I

Die Geschichte der Altstadt

Die Altstadt, die jetzt wieder in neuem Glanz erblüht, hat eine sehr lange Geschichte. Sie beginnt im 4. Jahrtausend vor Christus mit den ersten Siedlern auf dem Domhügel. Im Jahr 83 nach Christus sind die Römer die Herren in Frankfurt, sie besetzen den Domhügel und richten ein Militärbad ein. Um das Jahr 260 ziehen sich die Besatzer hinter die Rheinlinie zurück und die Germanen richten sich zwischen dem Römerberg und dem heutigen Dom ein. Um 500 bauen die Franken ihre Häuser dort, wo heute der Friedhof an der Reineckestraße ist. Ende des 7. Jahrhunderts verbringt Kaiser Karl der Große einen Winter in der Altstadt. Er erweitert die Pfalz und nennt die Stadt erstmals beim Namen: Frankfurt. 1405 wird der Römer das Rathaus und zehn Jahre später beginnt der Bau des Doms. 1678 entsteht die Katharinenkirche, 1730 die Hauptwache und 1833 wird die Paulskirche vollendet.

Das Zentrum der Stadt

Der Römerberg in der Frankfurter Altstadt ist so etwas wie die gute Stube der Stadt. Hier ist die Präsenz des mittelalterlichen Frankfurts noch deutlich spürbar. So muss es damals in der Stadt ausgesehen haben und wie in früheren Zeiten, so ist der Römer immer noch das lebhafte Zentrum. Brautpaare, die sich auf dem Standesamt im Rathaus das Ja-Wort gegeben haben, wählen die Kulisse des Römers für die Hochzeitsfotos, es gibt Blumenstände und Musiker finden hier ein dankbares Publikum. Auf dem Römer findet auch der stimmungsvolle Weihnachtsmarkt statt. Nur wenige Schritte vom Römer entfernt befindet sich der Archäologische Garten mit den interessanten Ausgrabungen aus der Zeit der Römer in Frankfurt. Noch aus der Stauferzeit stammen die Überreste eines alten Mauerrings und direkt nebenan erhebt sich majestätisch der Frankfurter Dom.

Die Wahrzeichen der Altstadt

Neben dem Römer ist der Dom das zweite Wahrzeichen der Frankfurter Altstadt. In diesem mächtigen Gotteshaus haben ab 1356 die Könige des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und ab 1562 die deutschen Kaiser ihre Krone empfangen. 95 Meter hoch ist der westliche Turm des Doms, der in der ganzen Stadt zu sehen ist. Unweit des Doms leuchtet schon von Weitem die markante grüne Kuppel mit dem goldenen Kreuz der Paulskirche. Wie der Dom, so ist auch die Paulskirche ein Bauwerk von großer geschichtlicher Bedeutung. Im Jahre 1848 kamen dort erstmals die Vertreter des deutschen Volkes zusammen und das Erste durch die Demokratie legitimierte Parlament hat hier getagt. Heute pulsiert das Leben zwischen dem Römer und dem Dom. Es gibt Wochenmärkte, auf denen die Frankfurter ihre Blumen, ihr Gemüse, ihr Brot und auch ihr Fleisch und ihren Fisch kaufen.

Der Stadtteil der Kunst und Kultur

Das Altstadtviertel von Frankfurt steht immer noch für Kunst und Kultur. Dichter und Denker wie Johann Wolfgang von Goethe, Clemens von Brentano oder der Philosoph Arthur Schopenhauer haben in der Altstadt gelebt. Ebenso der Komponist Georg Philip Telemann und der Journalist Ludwig Börne. In der Altstadt am Museumsufer befinden sich auch die schönsten Museen der Stadt Frankfurt. Das Museum für Moderne Kunst ist dort zuhause, ebenso sind dort der Kunstverein, die Schirn Kunsthalle, das Historische Museum und das humorvolle Karikaturen-Museum zu finden. Wer sich nach einem anstrengenden Kunstgenuss ein wenig ausruhen möchte, der kann das in einem der vielen schönen Cafés oder den beschaulichen Innenhöfen der früheren Klosteranlagen.

Einkaufen in der Altstadt

Auch wenn es ums Einkaufen geht, bietet die Altstadt alles, was das Herz begehrt, ebenso beliebt sind der Schillermarkt, der Blumenmarkt und der Erzeugermarkt. Auf diesem besonderen Markt, den es seit 1989 gibt, bieten Landwirte aus der Region ihre frischen Produkte, aber auch regionale Gerichte wie die Grüne Soße oder Bratkartoffeln an. In der Kleinmarkthalle, die seit 1879 existiert, gibt es bei den 63 Händlern Backwaren und exotische Gewürze, Fische und Gemüse, Obst und Fleisch. Schon im Mittelalter gab es in der Neue Kräme Tand und Kram zu kaufen. Heute verbindet die Fußgängerzone die Zeil mit dem Paulsplatz und die Kunden kaufen in gut sortierten modernen Geschäften. Die Töngesgasse ist die „kleine Zeil“ mit vielen Fachgeschäften. Hier reicht das Angebot von Blumen und Pflanzen, über edle Weine und Spirituosen aus aller Welt, bis hin zu schickem Kunsthandwerk.

Die neue Altstadt

Sechs Jahre, von 2012 bis 2018 hat es gedauert, dann stand das sogenannte „Dom-Römer-Projekt“ vor seiner Vollendung. Bereits 2007 hatte die Versammlung der Stadtverordneten beschlossen, dass Frankfurt wieder eine Altstadt nach historischem Vorbild bekommen soll. Neben den neuen, alten Häusern war es wichtig, auch die früheren Straßenzüge und Plätze wie den Hühnermarkt oder Hinter dem Lämmchen wiederherzustellen, um das Ensemble stimmungsvoll abzurunden. So entstanden neben dem alten Stadthaus am Markt und dem Archäologischen Garten insgesamt 35 Häuser, und zwar nach einer strengen historischen Gestaltung. 20 der Häuser sind Neubauten, die in ihrer Bauweise und in ihrem äußeren Erscheinungsbild an die Fachwerkhäuser aus dem Mittelalter erinnern. Am Hühnermarkt gibt es die Rekonstruktion von vier Häusern, die besonders gut gelungen sind. Das Haus „Zur Flechte“, „Goldene Schere“, das „Eichhorn“ und das Haus „Schlegel“ schmücken heute wieder die Altstadt.

Klein, aber fein – so lässt sich die Altstadt von Frankfurt vielleicht am besten beschreiben. Auf einem relativ kleinen Raum bietet dieses Stadtviertel eine Fülle von interessanten Sehenswürdigkeiten. Außerdem gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten, tolle Museen und viele Möglichkeiten für eine abwechslungsreiche Gestaltung der Freizeit. Die Altstadt kann auf eine lange wechselvolle Geschichte zurückblicken und erst heute ist es gelungen, das Stadtviertel wieder auferstehen zu lassen, so wie es im Mittelalter aussah. Frankfurt kann zu Recht sehr stolz auf seine schöne Altstadt sein.

FOTOCREDIT

Altstadt: Dontworry, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons