Römer

Der Römer ist ein mittelalterliches Gebäude in der Altstadt von Frankfurt am Main und eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt. Er liegt gegenüber der Alten Nikolaikirche und wird seit über 600 Jahren als Rathaus von Frankfurt genutzt. Die Kaufmannsfamilie Römer (daher der Name) verkaufte es zusammen mit einem zweiten Gebäude, dem Goldenen Schwan, im März 1405 an den Stadtrat. Kurz darauf wurde das Gebäude zum Rathaus umgebaut. Das Haus Römer ist eigentlich das mittlere Gebäude einer Dreiergruppe auf dem Römerberg.

Der Römer ist kein Museum, er wird (neben der Funktion als Rathaus) von der Stadt für verschiedene Zwecke genutzt wird, z. B. als Standesamt. Die Trauräume befinden sich im ersten und zweiten Stock des Hauses Löwenstein.

Die ehemalige Altstadt zwischen Römer- und St. Bartholomäus-Kathedrale wird seit einigen Jahren zum Dom-Römer-Viertel umgebaut, mit mehreren Rekonstruktionen historischer Gebäude, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

Erweiterungen

Der Gebäudekomplex wurde im Laufe der Jahre kontinuierlich erweitert, schließlich mit elf miteinander verbundenen Häusern, was zu einem eher verwirrenden Interieur führte. Anfang des 19. Jahrhunderts bemerkte der Frankfurter Historiker Anton Kirschner, dass das Frankfurter Rathaus „Treppen, Höfe, Säle und Räume in einer labyrinthischen Mischung“ habe. 1435 kaufte die Stadt das Haus Frauenrode, 1510 das Haus Viole und 1542 das Haus Schwarzenfels, die alle architektonisch mit dem Hauptkomplex verbunden waren.

Im Jahre 1596 erwarb der Stadtrat das Wanebachhaus, das neben dem Goldenen Schwan stand, sowie das Gebäude links vom Haus Römer, das Haus Löwenstein, und ließ beide an den Römer anschließen. Diese Bauvorhaben waren sehr kompliziert, da die Geschosshöhen von Löwenstein und Römer radikal unterschiedlich waren.

1843 kamen schließlich das Frauensteinhaus und das Salzhaus hinzu. Als Letztes kaufte die Stadt 1878 das Alt-Limpurger Haus rechts vom Haus Römer für 214.000 Mark hinzu. Die heutige neugotische Fassade mit Balkon wurde ab 1890 neu angelegt, doch Bürgermeister Franz Adickes entschied sich gegen den Vorschlag Kaiser Wilhelms und ließ die Fassade einladender gestalten.

Gleichzeitig wurden die Häuser Frauenrode und Viole abgerissen, um Platz für neue Straßen durch die Innenstadt zu schaffen. Sie wurden durch ein neu errichtetes Gebäude im Osten ersetzt. Dieser Neubau teilt sich durch die Braubachstraße in zwei Flügel. Die beiden Flügel (Nordflügel und Südflügel) sind durch eine Brücke verbunden. Die Frankfurter Bürger, die ihre Steuern im Nordflügel zahlten, nannten die überdachte Brücke „Seufzerbrücke“ in Anlehnung an die bekannte Seufzerbrücke in Venedig. Auch die beiden Türme im Südflügel bekamen ihre Spitznamen: Der größere hieß „Langer Franz“ (alternativ „Großer Franz“) als Hommage an den großen Bürgermeister der Stadt, und der kleinere „Kleiner Cohn“ nach einem Volkslied jener Zeit.

In der Nacht zum 22. März 1944 wurde der Römer zusammen mit dem Rest der Frankfurter Innenstadt bei einem der schwersten alliierten Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs weitgehend zerstört. Beim Wiederaufbau nach dem Krieg wurden die Häuser Alt-Limpurg, Römer und Löwenstein, deren Dachkonstruktion dem Angriff teilweise standgehalten hatte, in vereinfachter Form restauriert. Die völlig zerstörten Häuser Frauenstein und Salzhaus wurden im vereinfachten Stil wieder aufgebaut. Das Haus Löwenstein hat ein offenes Treppenhaus. Der Römer wurde 1955 von Präsident Theodor Heuss wieder eingeweiht.

Der Balkon

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Fassade zwei weitere Male, in den Jahren 1974 und 2005, restauriert. Die Häuser am Römerberg erhielten das neugotische Aussehen von 1900 zurück. Auch der Innenraum wurde neu gestaltet. 1988 war das renovierte Rathaus schließlich fertiggestellt.

Architektur

Der gesamte dreigeschossige Gebäudekomplex umfasst rund 10.000 Quadratmeter und besteht aus neun Häusern, die sechs Höfe umgeben. Die Fassade mit dem heutigen Haupteingang zeigt zum Römerbergplatz. Weitere Straßen rund um den Römer sind die Limpurgergasse im Süden und die Buchgasse sowie die Berliner Straße im Norden. Die Braubachstraße teilt den Süd- und Nordflügel.

Fassade

Die äußeren Merkmale der Gebäude spiegeln eine große Bandbreite der Frankfurter und der deutschen Geschichte wider, auch wenn sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts entworfen wurden. Die berühmte dreispitzige Fassade hat mittelalterliche Gestaltungselemente. Die linke Ecke der Alt-Limpurg zeigt die sogenannte Frankfurtia, die weibliche Verkörperung der Stadt. In der Mitte zeigt das Haus Römer die vier Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, zwei Stadtwappen, ein Zifferblatt und ein Schild mit den wichtigsten Fakten über das Gebäude. Die vier Kaiser sind Friedrich Barbarossa (der erste König, der in Frankfurt gewählt wurde), Ludwig der Bayer (der, der Stadt das Kongressrecht verlieh und eine Erweiterung der Stadt erlaubte), Karl IV (der Frankfurt zum Ort der Kaiserwahl machte) und Maximilian II (der erste Kaiser, der im Frankfurter Dom gekrönt wurde).

Wie die neugotische Fassade wurde auch der Balkon nach dem Umbau im Jahre 1900 an die Stelle eines Holzdaches gesetzt. Der Balkon wurde und wird als öffentliche Bühne für Staatsbesuche und Sportveranstaltungen genutzt – zum Beispiel die Fußball-Weltmeister bei der Frauen-Weltmeisterschaft 2003 und die Zweitplatzierten bei der FIFA WM 2002.

Ein anderer Ansatz wurde für die Gestaltung der Fronten der beiden nordöstlichen Häuser (Wanebach und Salzhaus) gewählt. Im Gegensatz zu den anderen Häusern des Komplexes schufen die Architekten, anstatt die alte wilhelminische Fassade zu rekonstruieren, einen völlig neuen Entwurf mit einer Kombination aus mittelalterlichem Fachwerk und modernen Stilen. Die Mosaike in den Holzrahmen zeigen das Motiv eines Phönix, ein Symbol für den Neuanfang des modernen Frankfurt nach dem Krieg.

Römerhalle und Schwanenhalle

Diese beiden Säle sind die ältesten erhaltenen Räume des Gebäudes und bestehen nach über 600 Jahren nahezu unverändert. In den Räumen fanden einst die ersten Frankfurter Buchmessen statt, und Gold- und Silberschmiede verkauften dort ihre Waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Räume weiterhin für diesen Zweck genutzt, da die massiv gebauten Gebäude den Krieg praktisch unbeschadet überstanden hatten. Die beiden Hallen befinden sich im Erdgeschoss der Häuser Römer und Goldener Schwan und können direkt vom Haupteingang auf dem Römerberg betreten werden.

Kaisersaal

Der wohl bekannteste Raum des Römers, der Kaisersaal, befindet sich oberhalb der Römerhalle im zweiten Stock und ist eine große Touristenattraktion. Während des Heiligen Römischen Reiches fanden dort Krönungsbankette statt. Heute ist der Kaisersaal bekannt für seine einzigartige und unvergleichliche Sammlung von Porträts aller Kaiser des 19. Jahrhunderts, darunter Werke von Eduard von Steinle von Albert I. und Ferdinand III.

Ohne einen Besuch des weltbekannten Römers sollte kein Besucher die Stadt Frankfurt wieder verlassen!

FOTOCREDIT

Römerberg Title: Thomas Wolf (Der Wolf im Wald), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Römer 1947: Daviidos, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Balkon am Römer: Melkom, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons