Fechenheim – das Fischerdorf am Main

Dort, wo der Main einen markanten Bogen macht, da liegt Fechenheim. Das ehemalige Fischerdorf hat sich in einen quirligen und bunten Stadtteil verwandelt. In der Innenstadt von Frankfurt finden sich ähnlich viele Menschen, die dort arbeiten und einkaufen wie in Fechenheim und das liegt vor allem an der Hanauer Landstraße. Die wichtige Verkehrsader durchzieht das idyllische Fechenheim auf einer Länge von mehreren Kilometern. Dort sind Betriebe und Industrie zu finden, die die Menschen nach Fechenheim bringen. Abseits der geschäftigen Hanauer Landstraße ist Fechenheim jedoch immer noch ein Dorf, das einen ganz eigenen Charme hat.

Fechenheim in Zahlen

Fechenheim liegt im Osten von Frankfurt direkt am Main. Der Ort ist durch seine großen Kontraste interessant.
Einwohner: 17.347
Fläche: 7,1 Quadratkilometer
Stadtteil seit: 1928
Gehört zum Ortsteil: Ost

Fechenheim und seine Geschichte

Als „Uechenheim“ findet das heutige Fechenheim 977 zum ersten Mal Erwähnung in den Geschichtsbüchern. Ab 1412 gehörte Fechenheim zu den Familien Weiß und Speyer und war noch ein kleines Fischerdorf. 1473 kam das Dorf dann zu Graf Philip I. von Hanau-Münzenberg und wechselte schließlich nach der Reformation ständig zwischen katholischen und reformierten Herren Hin und Her. Schließlich landete Fechenheim beim Landgrafen von Hessen-Kassel und entwickelte sich durch die Hanauer Landstraße zu einem recht lebhaften Dorf. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte siedelte sich immer mehr Industrie in Fechenheim an und die Arbeiter mit ihren Familien zogen in den kleinen Ort. Das, was Fechenheim einmal wohlhabend gemacht hat, ist heute ein Problem. Die großen Industriebetriebe sind verschwunden und das beschert dem Stadtteil die höchste Arbeitslosenquote in ganz Frankfurt.

Jenseits der Hanauer Landstraße

Wer hinter die betriebsame Geschäftigkeit jenseits der Hanauer Landstraße schaut, der blickt mitten hinein in die urige Ortsmitte: auf den Linneplatz von Fechenheim. Dort ist die Welt des früheren Fischerdorfes noch in Ordnung. Es gibt kleine Kneipen, einige wenige Geschäfte, Cafés und Restaurants. Zum Unmut der Fechenheimer gibt es in der Innenstadt aber auch vermehrt Döner-Läden und Billigshops. Die alt-eingesessenen Fechenheimer befürchten, dass diese Läden bald das komplette Stadtbild bestimmen. Dort, wo der soziale Wohnungsbau das Bild von Fechenheim prägt, fühlen sich die Menschen nicht mehr heimisch. Die Mieten sind für Frankfurter Verhältnisse sehr günstig und das zieht Menschen mit einem schmalen Einkommen magisch an. Da die Infrastruktur besonders bei der Nahversorgung immer mehr nachlässt, fühlen sich viele abgehängt.

Das grüne Fechenheim

Was Fechenheim charmant macht, das ist die unmittelbare Nähe zum Wasser. Der Main hat die Menschen im Mittelalter ernährt, heute sind seine Ufer ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Bürger von Fechenheim. Der Mainbogen und das Fechenheimer Ufer sind ideal für ausgedehnte Spaziergänge. Wer abschalten will und seine Ruhe haben möchte, der fährt ganz einfach mit der Straßenbahn bis zur Haltestelle „Fechenheimer Post“. Vor dort aus führen idyllische Wege Fußgänger und Radfahrer bis zum angrenzenden Offenbacher Stadtteil Bürgel. Nicht weit von der Haltestelle entfernt liegt die Anlegestelle für Ausflugsschiffe, die unter anderem nach Rüdesheim und bis nach Aschaffenburg fahren. Der Mainbogen in Fechenheim gehört zum sogenannten Frankfurter Grüngürtel, ein wunderschönes Landschaftsschutzgebiet. Ein weiteres sehr beliebtes Naherholungsgebiet ist der Fechenheimer Wald, der ein Teil des Grüngürtels ist. Den Wald aus Buchen und Eichen gibt es bereits seit 1870 und er lädt nach wie vor zum Spazierengehen und Entspannen ein.

Der Bahnhof Mainkur

An der Strecke von Frankfurt nach Hanau liegt der Bahnhof Fechenheim. Der Name Mainkur bezeichnet seine Lage, er ist aber so in den Sprachgebrauch der Fechenheimer übergegangen. Ursprünglich war der Bahnhof Mainkur ein respektables Empfangsgebäude der Frankfurt-Hanauer Eisenbahn. Zeitweise diente der Bahnhof auch als eine Art Grenzstation. Das war 1866 der Fall, als Frankfurt zu Preußen und Fechenheim zu Kurhessen gehörte. Damals gab es auf dem Bahnhof sogar eine eigene Zollstation. Das elegante Empfangsgebäude ist heute geschlossen, aber in der Schalterhalle gibt es heute ein Restaurant und wechselnde Kunstausstellungen. Zudem halten am Bahnhof Mainkur noch Regionalbahnen, die nach Frankfurt, Hanau, Würzburg und Aschaffenburg fahren. Die Zukunft des hübschen Bahnhofs Mainkur ist allerdings ungewiss. Geplant ist ein neuer Bahnhof Fechenheim, der etwas weiter westlich des alten Bahnhofs stehen soll.

Die Melanchthonkirche in Fechenheim

Benannt nach Philip Melanchthon, dem Reformer und Freund Martin Luthers, ist die evangelische Kirche in Fechenheim ein echtes Schmuckstück. Im Mittelalter erbaut, gehörte die Kirche zunächst zum katholischen Bartholomäusstift in Frankfurt und kam dann im Zuge der Reformation zur lutherischen Grafschaft Hanau-Münzenberg. In die Jahre gekommen, wurde die Kirche im 18. Jahrhundert zum Sanierungsfall. Ab 1774 war es dann zu gefährlich, Gottesdienste in der Melanchthonkirche abzuhalten, die Gemeinde musste ins Rathaus von Fechenheim ausweichen. Der Neubau der Kirche hielt bis 1901, dann gab es die nächste große Sanierung, die drei Jahre dauerte. Die Kirche bekam neue große Rundbogenfenster und eine neue Sakristei. Zwischen 1961 und 1966 kam die nächste Sanierung und 2003 gönnte sich die Gemeinde ein neues Gemeindehaus.

Die direkte Verbindung nach Frankfurt

Seit der Eingemeindung Fechenheims ist das ehemalige Fischerdorf eng mit Frankfurt verbunden. Seit 1928 gibt es eine Straßenbahnverbindung und bis heute fahren die Linien 11 und 12 von Frankfurt aus nach Fechenheim. Die Linie 12 bedient dabei das Industriegebiet an der Hanauer Landstraße, während die Linie 11 ins Wohngebiet nach Alt-Fechenheim fährt. Gut 22 Minuten dauert die Fahrt zwischen dem Wohngebiet in Fechenheim und dem Frankfurter Hauptbahnhof. Viele Pendler nutzen die direkte Verbindung, sie wohnen günstig in Fechenheim und fahren zur Arbeit nach Frankfurt. Eine Verbindung zwischen Dorf und Stadt gab es schon 1875, damals verband eine Pferdebahn die Hanauer Landstraße in Fechenheim und Frankfurter Zeil miteinander.

Fechenheim ist einer der typischen Stadtteile von Frankfurt, die von der Industrialisierung profitiert haben und heute eher am Rande stehen. Fechenheim ist immer noch ein interessanter Standort für die Industrie, aber die Zeiten haben sich geändert. Die Bürger klagen, dass die gewohnte Infrastruktur immer mehr wegbricht. Zum Einkaufen müssen die meisten Fechenheimer nach Frankfurt fahren, es gibt kaum noch Geschäfte im Stadtteil. Auf der anderen Seite ist Fechenheim ein ruhiger Ort mit vielen Grünanlagen und gepflegten Wohnsiedlungen. Das lockt vor allem junge Familien in den Osten von Frankfurt, die dort günstig wohnen und bauen können. Der kurze Weg in die City ist ein weiteres Argument, was für Fechenheim als Wohnort spricht.

FOTOCREDIT

Fechenheim: Karsten Ratzke, CC0, via Wikimedia Commons