Rödelheim – Dichter, Denker, Unternehmer

Rödelheim ist ein Mikrokosmos, eine Großstadt im Kleinformat und ein Stadtteil, der auf eine sehr lange, wechselvolle Geschichte zurückblicken kann. Wer in Rödelheim wohnt, der muss den Stadtteil nicht verlassen, um zur Arbeit zu gehen, denn in Rödelheim ist die Großindustrie zu Hause. Die Rödelheimer können in ihrem Stadtteil einkaufen gehen, sie können dort die Natur genießen und auch ihre Freizeit verbringen. Im Grunde braucht Rödelheim Frankfurt nicht, aber Frankfurt braucht Rödelheim, den Stadtteil, der einfach alles hat.

Rödelheim in Zahlen

Rödelheim liegt im Westen von Frankfurt und ist bis heute eine bedeutende Ortschaft geblieben.
Einwohner: 18.730
Fläche: 5,5 Quadratmeter
Stadtteil seit: 1910
Gehört zum Ortsteil: Mitte-West

Die lange Rödelheimer Geschichte

Vor langer Zeit gab es einen Bauern mit Namen Radilo, der in der Gegend des heutigen Frankfurter Stadtteils Rödelheim Waldflächen rodete und sie so urbar machte. Diesem Bauern verdankt Rödelheim seinen Namen, aber urkundlich erwähnt wird der Ort erstmals 788 als Radilenheim. Im 12. Jahrhundert gab es bereits eine mächtige Wasserburg und im 14. Jahrhundert wurde die Cyriakuskirche gebaut. 1461 kam Rödelheim mitsamt der Burg als Hochzeitsgeschenk zum Grafen von Solms. Acht Jahre lang, zwischen 1792 und 1800, tobten die Koalitionskriege in Rödelheim und schließlich landete der Ort 1806 beim Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Seit 1833 gibt es eine Postverbindung nach Frankfurt und 1885 bekam Rödelheim das Stadtrecht. 25 Jahre durfte sich Rödelheim eine Stadt nennen, dann kam 1910 die Eingemeindung zu Frankfurt.

Von Goethe bis Pelham

Wie kaum ein anderer Stadtteil von Frankfurt, hat Rödelheim eine so lange kulturelle Geschichte, die bei Johann Wolfgang von Goethe anfängt und bis zu Moses Pelham reicht. Nach dem Ende der Koalitionskriege im Jahr 1800 ließ sich Goethe in Rödelheim nieder. Der Dichter liebte diesen Ort und versuchte, so oft wie möglich dort zu sein. Besonders mochte der geheime Rat Goethe den Brentanopark, den der Unternehmer Georg Brentano anlegen ließ. Der Geschäftsmann hatte ein Landhaus in Rödelheim und dieses Landhaus war ein beliebter Treffpunkt der Dichter und Denker aus Frankfurt. Neben Goethe waren auch Clemens Brentano und Bettina von Armin dort regelmäßig zu Gast. Auch die jüdische Kultur spielte in Rödelheim eine wichtige Rolle. So war der Ort im 17. Jahrhundert ein Zentrum für jiddisch-kabbalistische Folklore. Eine Ausgabe des bekannten jüdischen Geschichtenbuchs „Ma‘ assebuch“ wurde schon 1753 in Rödelheim herausgeben und gedruckt. In den 1990er Jahren bringen die Rapper Moses Pelham und Sabrina Setlur den Frankfurter Stadtteil in die Schlagzeilen.

Erholung in den schönen Parks

Der Kaufmann Georg Brentano galt als wohlhabend und das erlaubte ihm, einen eigenen Park anzulegen. Im Jahre 1808 erwarb Brentano ein passendes Grundstück von einem preußischen Hofrat und ließ es nach seinen Wünschen und Ideen zu einem Park ausbauen. Im Mittelpunkt des Parks stand ein Pavillon im Rosengarten. Auch das Gartenhaus und das Petrihaus, in dem Goethe während seines Aufenthalts logierte, gehören bis heute zu den Highlights des Parks. 1926 kaufte die Stadt Frankfurt den Park und gestaltete ihn zu einem Park für alle Bürger. Damals wie heute gibt es schöne Spazierwege, großflächige Wiesen und einen Arbeitsgarten für Schüler. Mit seinem alten Baumbestand, zu dem auch ein 260 Jahre alter Ginkgo gehört sowie dem Brentanobad ist der Park ein Besuchermagnet, wenn es um Ruhe und Erholung geht. Der zweite sehenswerte Park in Rödelheim ist der Solmspark. Er misst fünf Hektar und liegt idyllisch auf einer Insel in der Nidda. Angelegt wurde der Park 1879 von den Grafen von Solms. Mit seinen ausgedehnten Rasenflächen, den alten Bäumen, einem attraktiven Radwegnetz und einem großen Spielplatz gehört der Solmspark zu den schönsten Parkanlagen in Frankfurt.

Der alte Wasserturm – das Wahrzeichen von Rödelheim

Er ist unübersehbar, der Wasserturm in Rödelheim und damit das Wahrzeichen des Stadtteils. Erbaut zwischen 1898 und 1899, misst der Turm stattliche 51 Meter bei einem Durchmesser von fast zehn Metern. Mit seinem 380 Kubikmetern Fassungsvermögen sowie einem konstanten Druck von drei Bar, versorgt der Wasserturm nicht nur die Haushalte rund um den Turm mit Trinkwasser, sondern auch die benachbarten Wohngebiete. Als Rödelheim 1910 zu Frankfurt kam, wurde der Ort an das städtische Wassernetz angeschlossen und der Wasserturm verlor seine Funktion. Heute steht er unter Denkmalschutz, er bekam eine komplette Sanierung und einige Firmen nutzen ihn als Bürogebäude der etwas anderen Art.

Das verwunschene Schloss

Wer in Rödelheim zu Besuch ist und einen Abstecher zur „Au“ macht, der steht vor einem Haus, das an ein verwunschenes Schloss aus dem Märchen erinnert. Die Villa macht einen unheimlichen Eindruck, aber sie ist ein Haus, das einen seltsamen Rekord hält: Kein Haus in Deutschland wurde länger besetzt als die Villa in Rödelheim. Seit mehr als 40 Jahren ist das Haus ein Wohnprojekt von Linksautonomen, dabei war die Villa einmal von großer Bedeutung. Ursprünglich war das Haus im Westen von Rödelheim die Deutsche Bibliothek, dann stand die schöne Villa lange Zeit leer. Schließlich besetzten die Linksautonomen das Haus und als die Stadt Frankfurt die repräsentative Villa 1988 für 4,3 Millionen Mark kaufte, sind die Protestierer einfach geblieben. Heute stehen im Park mehrere Bauwagen und ein selbstverwaltetes Jugendzentrum für die Punkszene hat sich eingerichtet.

Ein beliebter Ort für Unternehmen

Rödelheim ist ein wichtiges Zentrum für Unternehmen in Frankfurt. Unter anderem sind hier Continental Teves AG & CO. oHG sowie die Präzisions-Werkzeugfabrik Günther & Kleinmond zu finden. Die Metallwarenfabrik Merz hat einen Standort in Rödelheim und auch das amerikanische Chemieunternehmen Rohm & Haas hat seine deutsche Vertretung im Frankfurter Stadtteil. Sinn Uhren sind in Rödelheim ansässig und die Chase Manhattan Bank, die heute zu JPMorgan Chase & Co gehört, hat dort ihren Sitz. Das wohl bekannteste Unternehmen ist jedoch die Kelterei Possmann. In den Kellern der Kelterei Possmann stehen riesige Eichenfässer, in denen zwischen zehn und zwölf Millionen Liter Apfelwein, Apfelsekt und Apfelsaft lagern.

Rödelheim ist ein sehr selbstbewusster Stadtteil, der sich bis heute immer wieder gerne erinnert, dass er einmal Stadtrechte besaß. In Rödelheim stimmt die Infrastruktur und es gibt viele Möglichkeiten, die Freizeit zu verbringen. Die Menschen, die im Stadtteil wohnen, müssen zum Einkaufen nicht extra nach Frankfurt fahren, auch viele Unternehmen fühlen sich dort sehr wohl. Rödelheim kann berechtigterweise sehr stolz auf sich sein, denn die Abhängigkeit von Frankfurt hält sich in Grenzen.

FOTOCREDIT

Rödelheim: Simsalabimbam, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons