Gerechtigkeitsbrunnen
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Geschichte des Gerechtigkeitsmoments
In der Altstadt von Frankfurt ließen sich Brunnen durch den hohen Grundwasserspiegel schon immer relativ einfach realisieren. Daher begann man bereits im 13. Jahrhundert, solche Brunnen vielfach anzulegen. Historiker vermuten, dass es bereits davor Brunnen gab, dies ist allerdings nicht endgültig belegt.
Viele dieser Brunnen wurden damals mittels Rohrleitungen mit Häusern in der unmittelbaren Umgebung verbunden, sodass dadurch eine erste, relativ simple Versorgung mit fließendem Wasser realisiert werden konnte. Im ausgehenden Mittelalter – genauer gesagt im Jahr 1542 – erfolgte der Beschluss der Stadt Frankfurt, an zentraler Stelle auf dem Frankfurter Römerberg einen Brunnen zu errichten. Zunächst wurde mit dem Leitungsbau begonnen und ein provisorischer Abfluss angelegt. Anschließend begannen die Bauarbeiten für den eigentlichen Brunnen, die sich bis zum August 1543 hinziehen sollten. Es entstand einer der damals größten und schönsten Brunnen, dessen feierliche Einweihung einiges Aufsehen nicht nur in der Stadt Frankfurt, sondern auch überregional erzeugte.
Bauform des ersten Gerechtigkeitsbrunnens
Damit die Wasserentnahme an mehreren Stellen gleichzeitig erfolgen konnte, versah man den alten Gerechtigkeitsbrunnen mit einer senkrechten Röhre, die vier Öffnungen aufwies, aus denen das Wasser nach außen gelangen konnte.
Erste Renovierung 1594
Bereits etwa 40 Jahre nach dem Bau des Gerechtigkeitsbrunnens musste dieser umfangreich renoviert werden. Man schrieb das Jahr 1594, als das wasserführende Rohr, welches ursprünglich aus Tannenholz beschaffen war, vollständig zu vermodern drohte und daher die Wasserversorgung des Brunnens nicht mehr gewährleisten konnte. Auch andere Elemente hatten über die Zeit stark gelitten, sodass die Renovierungsarbeiten äußerst umfangreich ausfallen mussten. Man nutzte diese Gelegenheit, um den Brunnen auch nach neueren Gesichtspunkten zu verzieren. So wurde er beispielsweise mit dem Bildnis eines Samson versehen – dem besiegten Löwen, welcher schmerzverzerrt den Rachen aufreißt. Diese Darstellung findet sich bereits in der Bibel. Es kann heute allerdings nicht mehr einwandfrei rekonstruiert werden, wo genau am renovierten Brunnen dieses Bildnis angebracht war.
Weitere Veränderungen im Zuge der Renaissance
Im beginnenden 19. Jahrhundert erfuhr die Altstadt in Frankfurt ihren Niedergang, in dessen Zuge auch der Gerechtigkeitsbrunnen zunehmend verwahrloste. Sowohl Frost und Witterungseinflüsse als auch Vandalismus setzten dem historischen Bauwerk immer weiter zu, insbesondere der Figur der Justitia. Da die Stadt zu diesem Zeitpunkt kaum Mittel aufwenden konnte, um den Brunnen aufwändig zu sanieren, wurde die Symbolfigur kurzerhand unter einigen Blumenbouquets versteckt.
Später baute man die Brunnensäule mitsamt Statue komplett ab und bedeckte den Brunnentrog notdürftig mit Holzbrettern – ein Zustand, der über Jahrzehnte anhielt. Erst die Spende eines bekannten Frankfurter Weinhändlers ermöglichte es im Jahr 1887, den alten Brunnen zu sanieren und teilweise zu erneuern. Diesmal machte man Nägel mit Köpfen. Die Justitia sowie die Säulen des Brunnens wurden in Bronze neu angefertigt, um zukünftigen Witterungsschäden und anderen Beschädigungen vorzubeugen.
Der Gerechtigkeitsbrunnen im Zweiten Weltkrieg und danach
Nach Kriegsende erfuhr der Brunnen nochmals in den 1970er Jahren sowie Ende 2007 jeweils eine Renovierung. In diesem Zuge entdeckte man auch die hölzernen Fragmente unterhalb des Brunnentrogs und konnte das Alter der ersten Version des Gerechtigkeitsbrunnens dadurch sehr genau bestimmen.
Der Gerechtigkeitsbrunnen heute
Heute ist der Gerechtigkeitsbrunnen ein viel besuchtes Wahrzeichen der Stadt Frankfurt, was auch durch seine exponierte Lage auf dem Römerberg bedingt ist. Er ist ein gern genutztes Motiv für Postkarten und Fotos und wird außerdem von mehreren Medien als Hintergrundbild für Berichterstattungen über Gerichtsprozesse und andere juristische Belange genutzt.
Da der Gerechtigkeitsbrunnen innerhalb der letzten Jahrhunderte sind immer wieder Beschädigungen durch Vandalismus sowie Verschmutzungen durch Beklettern, Essensreste etc. erfuhr, entschied die Stadt Frankfurt, ihn durch ein vorgelagertes Schutzgitter besser zu schützen. Dieses Gitter ist ringförmig etwa einen Meter vor dem Brunnentrog angeordnet, sodass Besucher heute nicht mehr direkt an den Brunnen herantreten können. Die Maßnahme erntete zunächst sowohl bei der Frankfurter Bevölkerung als auch bei Touristen harsche Kritik, ist aber mittlerweile weitgehend anerkannt und dient dem Schutz dieses geschichtsträchtigen Bauwerks.
Der Römerberg: Standort des Gerechtigkeitsbrunnens
Wie erwähnt, befindet sich der Gerechtigkeitsbrunnen inmitten des bekannten Römerbergs in Frankfurt, dem zentralen Platz inmitten der Altstadt, unweit des Mains gelegen. Hier befindet sich auch der Römer-Gebäudekomplex, Sitz der Frankfurter Stadtverwaltung seit dem 15. Jahrhundert. Als Schauplatz zahlreicher Kaiserkrönungen, Messen und Weihnachtsmärkte, ist der Platz das historische Herz der mittelalterlichen Altstadt und heute ein beliebtes Ausflugsziel.
Der Paulsplatz, ein weiterer historischer Platz, liegt im Norden des Römerbergs. Im Süden befinden sich die Alte Nikolaikirche und das Historische Museum. Darüber hinaus liegt der Mainkai in direkter Nähe. Auf der Westseite des Platzes befindet sich das rekonstruierte Römer-Mittelaltersgebäude. Im Osten liegen das Dom-Römer-Projekt und darüber hinaus der Frankfurter Dom.
Der Römerberg ist auch Standort für den Frankfurter Weihnachtsmarkt, der hier alljährlich zwischen Ende November und dem 23. Dezember stattfindet. In diesem Zeitraum ist der Gerechtigkeitsbrunnen fest in den Weihnachtsmarkt eingebettet, der Trog wird dabei zum Schutz speziell abgedeckt, der Rest des Brunnens weihnachtlich geschmückt.
Gerechtigkeitsbrunnen Title: Pedelecs, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Gerechtigkeitsbrunnen in Römerberg: LBM1948, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Frankfurter Römerberg abend: Thomas Wolf (Der Wolf im Wald), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons