Im Stadtteil Oberrad plant die Stadt Frankfurt, 26 neue Wohnungen für Flüchtlinge zu bauen. Da es bereits im Vorfeld großen Ärger gab, lud die Stadt zu einer Informationsveranstaltung ein, zu der rund 200 Anwohner aus Oberrad kamen. Aber auch nach dieser Veranstaltung steht fest, dass sich die Menschen in Oberrad nicht mit dieser neuen Unterkunft anfreunden können. Die Gründe für die Ablehnung sind vielfältig und mit Fremdenhass hat es nichts zu tun.

Die Stadt muss sich korrigieren

Der Unmut der Bürger in Oberrad begründet sich auch auf die Informationspolitik der Stadt Frankfurt. So räumt die Sozialdezernentin Manuela Skotnik (CDU) ein, dass die Stadt Frankfurt dazu beigetragen hat, dass es zu Missverständnissen gekommen ist. Es ist geplant, eine Flüchtlingsunterkunft in Oberrad zu bauen. Die Bürger müssen sich aber keine Sorgen machen, denn niemand muss deshalb ausziehen oder umziehen. Gebaut wird auf einer Freifläche an der Wiener Straße, gegenüber den Häusern 130 bis 136. Genau das hat die Stadt noch vor wenigen Wochen bestritten, damals hieß es, über eine Bebauung der Liegenschaft Wiener Straße 130 bis 136 sei nichts bekannt.

26 Wohnungen

Nachdem die Stadt ihre Aussagen „korrigiert“ hat, steht nun fest, dass eine Wohnbaumaßnahme auf einer Fläche von insgesamt 1770 Quadratmetern geplant ist. Im Herbst 2018 will die Stadt mit dem Bau der 26 Wohneinheiten beginnen, in denen zukünftig 140 bis 150 Flüchtlinge leben sollen. Zunächst ist ein Mietverhältnis über zehn Jahre geplant, aber mit der Option auf eine mögliche Verlängerung von zweimal fünf Jahren. Erst danach stehen die Wohnungen mit zwei oder mit vier Zimmern als normale Sozialwohnungen zur Verfügung. Gedacht sind die neuen Wohnungen für Familien, die schon etwas länger in Frankfurt leben, aber das empört die Menschen in Oberrad.

Die Wut der Bürger

Warum nicht gleich die Hälfte der Wohneinheiten als Sozialwohnungen geplant sind, wollen die Bürger wissen und warum soll der Neubau auf einer Grünfläche stehen, die sonst Senioren und Reha-Gästen zur Verfügung steht? Warum baut die Stadt nicht auf einem benachbarten Grundstück, auf dem Wildwuchs herrscht und warum haben die Menschen in Oberrad kein Mitspracherecht? Wer sorgt für Sicherheit und können die Kinder später auch noch sorglos draußen spielen? Die Stadt hat nach Angaben von Manuela Skotnik 266 Projekte geprüft und es gibt keine Alternative. Die Unterbringung ist Gesetz und es gibt keinen demokratischen Prozess, der darüber entscheidet, wo die Flüchtlinge wohnen und wo nicht. Würde die Stadt die Bürger fragen, dann, so Skotnik, gäbe es überhaupt keine neuen Flüchtlingsunterkünfte mehr.

Die Bürger in Oberrad sind schwer enttäuscht. Sie können nicht verstehen, dass die Stadt über ihre Köpfe hinweg ein Bauvorhaben von dieser Größenordnung plant und sie kaum die Möglichkeit haben, sich dagegen zu wehren. Sicher gibt es Rechtsmittel, die die Menschen in Oberrad einlegen können, aber die Aussicht, damit das Bauvorhaben zu verhindern, sind mehr als gering. Die Bürger fühlen sich nicht mehr ernst genommen. Klar ist, dass auch die Flüchtlinge eine Wohnung brauchen, aber auch sehr viele Menschen in Frankfurt suchen verzweifelt nach einer bezahlbaren Wohnung. Dazu kommt, dass die Menschen in Oberrad nicht nur von der Stadt übergangen, sondern, was vielleicht noch schlimmer ist, belogen werden.

Beitragsbild: @ depositphotos.com / gunnar3000

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