In jeder Stadt gibt es sogenannte soziale Brennpunkte und das Fernsehen interessiert sich immer öfter dafür. Berichte über den „Kölnberg“ in Köln, die „Eisenbahnstraße“ in Leipzig oder „Ha-Neu“ in Halle-Neustadt, die Zuschauer bekommen einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der vermeintlichen „Ghettos“. Jetzt war „Spiegel TV“ zu Besuch am Frankfurter Berg und dieser Bericht sorgte für viel Kritik bei den Bewohnern und dem Ortsbeirat 10.

Völlig falsch dargestellt

Bei der „Spiegel TV“ Reportage über Frankfurts vermeintlichen sozialen Brennpunkt stand die Julius-Brecht-Straße im Mittelpunkt. Wer heute in dieser Straße und auf dem gesamten Frankfurter Berg unterwegs ist, der bekommt den Unmut der Bewohner zu spüren. Sie fühlen sich stigmatisiert, ihr Zuhause sei völlig falsch dargestellt worden. Außerdem hinterlasse der Bericht den Eindruck, als wäre die Armut am Frankfurter Berg zu Hause. Auch der Handel mit Drogen spielt in der Reportage eine Rolle. Das Fernsehteam begleitet drei Dealer in ihre angebliche Crack-Küche, die in einem der Häuser in der Julius-Brecht-Straße sein soll. Auch der Titel bringt die Bürger vom Frankfurter Berg in Rage, denn Spiegel TV nannte den Bericht: „Unterwegs mit Dealern und Crack-Köchen. Sozialer Brennpunkt Frankfurter Berg“.

Einfach nicht zugehört

Nicht nur die Menschen, die am Frankfurter Berg wohnen, sind verärgert, auch Michael Bartram-Sitzius, SPD-Abgeordneter im Ortsbeirat, ist auf die Fernsehleute von Spiegel TV nicht gut zu sprechen. Im Gespräch hat er immer wieder auf die vielen Initiativen wie das Jugendhaus, das Teenie-Café und auf die Aktivitäten der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter hingewiesen. Das Fernsehteam hat das aber nur in dem Satz zusammengefasst: „Die Situation habe sich angeblich verbessert“. Bartram-Sitzius hat seiner Meinung nach überhaupt kein Gehör gefunden. Er hat sich jetzt offiziell bei Spiegel TV beschwert, was im Ortsbeirat für Applaus gesorgt hat.

Probleme existieren

Das Schreiben an die Redaktion von Spiegel TV haben verschiedene Projekte wie das „Wohnprojekt ProWoKultA“ und der Frauentreff Frankfurter Berg unterzeichnet. Sie sind der Ansicht, die Reportage suggeriere den Zuschauern, dass auf dem Frankfurter Berg Zustände wie in den Pariser Vorstädten herrschen, den sogenannten „Banlieues“. Das stimmt nach Ansicht der Bewohner so nicht. Natürlich existieren Probleme, die auch niemand verschweigen möchte. Fakt ist, dass auf dem Frankfurter Berg mit Drogen gehandelt und auch konsumiert wird. Einen kompletten Stadtteil unter Generalverdacht zu stellen, das wollen die Bewohner jedoch nicht auf sich sitzen lassen. Verärgert ist auch Gero Gabriel (CDU). Er sieht in der Reportage eine Art Zerrbild, was den Frankfurter Berg so darstellt, wie er es nicht nachvollziehen kann. Derartige Probleme, so Gabriel, gibt es in vielen Siedlungen in Deutschland, die einen hohen Anteil an Sozialwohnungen haben.

Jeder der frei empfangbaren TV-Sender möchte eine möglichst gute Quote mit seinen Beiträgen erreichen. Das funktioniert in der Regel mit Berichten aus dem echten Leben, wie beispielsweise einer Reportage aus einem sozialen Brennpunkt. Dass dabei nicht immer alles so verläuft, wie es sich die Bewohner vorstellen, dürfte jedem klar sein. Die sozialen Brennpunkte von heute sind durch die Fehler in der Vergangenheit entstanden und bekommen in der heutigen Zeit eine neue Brisanz. Vielleicht wollte Spiegel TV darauf aufmerksam machen.

Beitragsbild: @ depositphotos.com / Hackman

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