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Frankfurt, Bankenhochburg und Verkehrsknotenpunkt, galt lange nicht als das, was man gemeinhin als kreatives Biotop für Game-Entwickler bezeichnen würde. Zwar sitzen in der Stadt große Player, Studios mit internationalem Renommee und jede Menge wirtschaftliches Potenzial, doch wenn es um Gründungen aus dem Gaming-Bereich ging, blieb der Funke bislang weitgehend aus. Das soll sich nun ändern. 

Mit dem Frankfurt Business Games Hub zieht die Mainmetropole eine neue Karte und das durchaus mit Ansage. Denn hier geht es nicht um einen hübsch eingerichteten Coworking Space, sondern um eine gezielte Wachstumsstrategie für die digitale Kreativwirtschaft.

Ein Ort für Spiele, Start-ups und Strategien 

Seit Anfang Juli 2025 hat Frankfurt offiziell einen Anlaufpunkt für digitale Spielideen dazubekommen. Im Osten der Stadt, dort wo Gründergeist auf Industriegeschichte trifft, wurde der neue Games Hub eröffnet. Untergebracht ist das Ganze im Kompass Gründerzentrum, was keineswegs dem Zufall überlassen wurde. Die Wahl fiel bewusst auf ein Umfeld, das bereits über Gründungserfahrung verfügt.

An der Umsetzung beteiligt sind unter anderem die Wirtschaftsförderung Frankfurt, das Team des Kompass-Zentrums, game Hessen und akademische Vertreter wie Professor Lutz Anderie. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, mehr als nur Raum zur Verfügung zu stellen. Vielmehr soll ein echtes Sprungbrett für kreative Köpfe entstehen, die mehr als nur eine Spielidee im Rucksack haben.

Das Konzept ruht auf drei tragenden Elementen. Erstens bietet der Standort eine solide Infrastruktur mit professioneller Technik, bezahlbaren Arbeitsplätzen und einem inspirierenden Arbeitsumfeld. Zweitens sorgt ein umfassendes Beratungsangebot dafür, dass Gründende bei rechtlichen Fragen, bei der Finanzierung oder bei der Markterschließung nicht im Dunkeln tappen und drittens entstehen hier echte Netzwerke durch Workshops, Vorträge oder spontane Ideensprints.

Vom Indie-Studio bis zur Glücksspielsoftware 

Die neue Einrichtung richtet sich in erster Linie an Personen, die sich noch am Anfang ihres Weges in der Gamesbranche befinden. Einzelentwicklerinnen, kleine Teams oder frischgebackene Studienabsolventen sollen hier nicht nur Platz finden, sondern auch aktiv gefördert werden. 

Gleichzeitig könnten auch etablierte Studios neue Impulse erhalten, beispielsweise indem sie Nebenprojekte starten, kleinere Teams ausgründen oder neue Geschäftsmodelle testen.

Für Entwickler im Bereich Glücksspiel- und iGaming-Software bietet sich ebenfalls ein spannendes Umfeld. Denn wer digitale Spielmechaniken entwirft, arbeitet mit vergleichbaren Technologien wie klassische Games-Studios. Der fachliche Austausch kann also für beide Seiten bereichernd sein. Viele der modernen und seriösen Anbieter haben ein sehr großes Angebot und ermöglichen ein Spiel ohne Pause, das bei anderen Anbietern so nicht möglich ist. Darüber hinaus ergibt sich auch für angrenzende Felder wie Virtual Reality, Bildungstechnologie oder Simulationssoftware ein Zugang. 

Denn der Hub versteht sich nicht als exklusive Spielwiese für Konsolentitel, sondern als Plattform für sämtliche Formen digitaler Interaktion, bei denen Storytelling, Interaktivität und Technik ineinandergreifen.

Hoffnungsträger mit Nachholbedarf – warum Frankfurt bei Games bislang nicht mithalten konnte

Auf den ersten Blick mag es verwundern, dass gerade Frankfurt beim Thema Game-Gründungen bislang nicht in vorderster Reihe stand. Schließlich gibt es sehr erfolgreiche Studios wie Crytek oder Keen Games, medienaffine Studiengänge an den Hochschulen und mit den German Dev Days sogar ein Branchenereignis von überregionaler Bedeutung. Trotzdem blieb die Zahl an Neugründungen in der Gamesbranche auffällig gering.

Während andere Städte wie Berlin, Hamburg oder München eine rege Indie-Szene vorweisen können, ließ sich in Frankfurt kaum etwas Vergleichbares beobachten. Gründe dafür finden sich unter anderem in den hohen Lebenshaltungskosten, aber auch in der bislang fehlenden gezielten Förderung und der schwachen Sichtbarkeit lokaler Initiativen.

Darmstadt hatte diesen Bedarf früher erkannt und bereits funktionierende Strukturen geschaffen. Dort profitieren Start-ups schon seit Jahren von technischen Ressourcen und akademischer Unterstützung. Frankfurt holt nun auf und das mit einem eigenen Schwerpunkt, der besonders die wirtschaftliche Seite abdeckt.

Von Arbeitsplätzen bis Branchenwissen – konkrete Angebote des Games Hubs

Die Besonderheit des neuen Standorts liegt nicht nur in der Verfügbarkeit moderner Arbeitsplätze, sondern im Zusammenspiel von Technik, Expertise und Austauschmöglichkeiten. Statt einfacher Schreibtischlandschaften mit WLAN entstehen hier hochfunktionale Entwicklungsumgebungen, die auf die speziellen Anforderungen der Gamesbranche zugeschnitten sind.

Zur Verfügung stehen unter anderem leistungsstarke Rechner, Softwarelizenzen für Game-Engines, Audio- und Videoausstattung sowie Räume für Teamarbeit, Pitches und Präsentationen. Neben der Infrastruktur spielt die persönliche Begleitung eine zentrale Rolle. Die Projektteams profitieren von juristischer Beratung, erhalten Unterstützung bei Förderanträgen oder Finanzierungsfragen und können ihre Marktstrategie gemeinsam mit Branchenprofis schärfen.

Workshops, Meetups und öffentliche Vorträge sorgen dafür, dass sich das Wissen nicht in Aktenordnern sammelt, sondern lebendig weitergegeben wird. Wer eine Idee hat, findet Möglichkeiten zum Testen, Feedback aus der Community und im besten Fall gleich die richtigen Kooperationspartner. Durch die Verbindung mit dem Standort Darmstadt entsteht ein regionales Kompetenznetz. Während Darmstadt technische Entwicklung und Forschung in den Vordergrund rückt, liegt in Frankfurt der Fokus auf Businessentwicklung und unternehmerischer Skalierung.

Kreativwirtschaft mit Wachstumspotenzial 

Spätestens beim Blick auf die Zahlen wird klar, dass digitale Spiele längst mehr sind als ein Zeitvertreib für Zwischendurch. In Hessen arbeiten inzwischen rund 15.000 Menschen in der Software- und Gamesbranche. In Frankfurt selbst entfällt fast die Hälfte der gesamten Kultur- und Kreativwirtschaft auf diesen Bereich mit einem Jahresumsatz von mehr als acht Milliarden Euro. Die Branche wächst konstant. Selbst in wirtschaftlich angespannten Zeiten verzeichnete sie zuletzt eine positive Beschäftigungsentwicklung.

Frankfurt bringt dafür einiges mit. Internationale Publisher wie Nintendo, Bandai Namco oder Sony betreiben von hier aus ihre Deutschland- oder Europa-Aktivitäten. Lokale Studios entwickeln preisgekrönte Titel und Veranstaltungen wie die German Dev Days bringen Fachleute aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zusammen. Mit dem Games Hub will die Stadt dieses Potenzial nicht nur nutzen, sondern gezielt verstärken. Denn überall dort, wo kreative Arbeit gefördert wird, entstehen Innovationen und mit ihnen neue Geschäftsmodelle, Arbeitsplätze und Perspektiven für eine wirtschaftlich vielseitige Zukunft.

Teil eines größeren Plans – so entwickeln Frankfurt und Hessen die Gamesbranche

Das neue Zentrum ist kein isoliertes Projekt, sondern fügt sich in eine breiter angelegte Strategie zur Entwicklung digitaler Wertschöpfung ein. Bestehende Programme wie der Gründerpreis oder der Gründerfonds bleiben erhalten, werden nun jedoch um ein spezialisiertes Angebot ergänzt, das erstmals ganz auf Games zugeschnitten ist.

Dabei denkt man nicht nur in städtischen Grenzen. Das Vorhaben ist eng verzahnt mit landesweiten Initiativen, wird durch Hochschulen, Netzwerke wie game Hessen und öffentliche Fördergeber getragen. Ziel ist es, ein Ökosystem zu schaffen, das Talente nicht nur hervorbringt, sondern auch dauerhaft bindet. Wer in Frankfurt ausgebildet wird, soll nach dem Abschluss eine Perspektive vor Ort haben, sei es als Gründerin, Entwickler oder technologische Dienstleisterin.