Es gibt Viertel und Stadtteile in Frankfurt, die sind durchaus noch bezahlbar, aber das Nordend gehört leider nicht dazu. Der Stadtteil mit seinen schönen Häusern aus der Gründerzeit, den gepflegten Parks und Grünanlagen, den hippen Cafés und den edlen Restaurants ist angesagt. Das zeigt sich auch an den Einwohnerzahlen, denn das Frankfurter Nordend hat die höchste Bevölkerungsdichte unter den Frankfurter Stadtteilen. Nur in Sachsenhausen leben noch mehr Menschen als im Nordend. Aber was macht dieses Viertel so trendy und so begehrenswert? Was hat das Nordend, was andere Stadtteile von Frankfurt nicht haben?
Das Nordend in Zahlen
Nur aus statistischen Zwecken gibt es Nordend-West und Nordend-Ost, die beiden Viertel betrachten sich aber als Einheit in der Mitte von Frankfurt.
Einwohner: | 53.270 |
Fläche: | 4,6 Quadratmeter |
Stadtteil seit: | 1866 |
Gehört zum Ortsteil: | Innenstadt III |
Das Nordend und seine Geschichte
Schon in der Antike gab es im Norden des heutigen Frankfurt erste Siedlungen. Dort, wo der Günthersburgpark ist, stand einmal eine römische Villa mit einem Gutshof. Im Mittelalter gab es dann die königlichen Meierhöfe, aus denen später die Gutshöfe der reichen Frankfurter Patrizier wurden. Bis heute gibt es einige dieser Höfe, wie beispielsweise den Kühhornshof, der aus dem 16. Jahrhundert stammt. Geblieben ist von diesem Hof nur der Turm, in dem sich ein Kaminzimmer und ein Seminarraum befinden. Die Höfe hatten nicht nur für die Besitzer eine besondere Bedeutung, sondern auch für die Stadt Frankfurt. Um die Höfe vor Angriffen zu schützen, musste die Frankfurter Landwehr sie bewachen. Noch immer erinnern Straßennamen an die einstigen Höfe im alten Nordend.
Die Gründerzeit
Es ist die Gründerzeit, die das Bild des Frankfurter Nordends am deutlichsten prägt. Nirgendwo in der Stadt stehen die schönen Häuser aus dem späten 19. Jahrhundert so dicht gedrängt, wie in den Bezirken nahe der Innenstadt. Die Bebauung ist durchgängig und es finden sich Häuser im Stil der Neurenaissance ebenso wie Häuser im späten Klassizismus. In der Gründerzeit um 1850 bekam das Viertel auch den Namen Nordend. Damals stellte der heutige Stadtteil von Frankfurt noch die nördlichste Ausdehnung in der städtischen Bebauung dar. Das Viertel entstand genau zwischen Bornheim und der früheren Frankfurter Kernstadt. Die Fläche war klein, was die Bebauung schwierig machte, zumal breite Boulevards angelegt wurden. Statt in die Breite zu gehen, wuchsen die Häuser im Nordend in die Höhe, die meisten der Häuser hatten vier Stockwerke.
Frankfurts ewiges Trauma
Dass Bonn und nicht Frankfurt die Hauptstadt der Bundesrepublik wurde, hat bei den Frankfurtern ein Trauma ausgelöst. Die Stadt am Main war sich bei der Wahl zur Hauptstadt ziemlich sicher und baute am nördlichen Rand des Nordends einen Plenarsaal für den Bundestag. Eigentlich sollten dort die Abgeordneten sitzen und debattieren, aber als die Stadt am Rhein den Zuschlag bekam, zog der Hessische Rundfunk in den Saal ein. Er ist bis heute ein Teil des Funkhauses. Auch jetzt noch sprechen die Frankfurter von der Goldhalle und meinen damit das prachtvolle Foyer des einstigen Plenarsaals. Das goldene Foyer ist ein sehr stilvoller Rahmen, wenn im Großen Sendesaal das Sinfonieorchester und die Bigband des Hessischen Rundfunks Konzerte geben.
Wo Frankfurts Prominente ruhen
Der Frankfurter Hauptfriedhof ist nicht nur der größte Friedhof der Stadt, sondern auch eine Sehenswürdigkeit im Nordend. Angelegt wurde der Friedhof 1828 und heute gibt es auf dem Areal mehr als 80.000 Grabstätten. Der Philosoph Arthur Schopenhauer hat dort seine letzte Ruhe gefunden, ebenso wie der Soziologe, Musiktheoretiker und Komponist Theodor W. Adorno. Der in Frankfurt sehr beliebte Mundartdichter Friedrich Stolze liegt auf dem Hauptfriedhof in Nordend, auch die Volksschauspielerin Liesel Christ wurde dort in einem Ehrengrab beerdigt. Der legendäre Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki sowie der Kabarettist und „leidenschaftliche“ Frankfurter Matthias Beltz liegen auf dem 75 Hektar großen Hauptfriedhof.
Ein wertvolles Geschenk
Die Frankfurter Patrizierfamilie Holzhausen hatte viel Geld und eine noble Gesinnung. Zwischen 1727 und 1729 ließ die Familie ein kleines Schloss bauen, dem sie den Namen Holzhausenschlösschen gab. Das Schlösschen baute die Familie im damals noch ländlichen und grünen Westen des Nordends. Das letzte männliche Mitglied der reichen Kaufmannsfamilie, der Rittermeister Adolph von Holzhausen hatte keine Erben und schenkte das Schlösschen mit dem umliegenden Park der Stadt Frankfurt. Lange war dort das Reichsarchiv untergebracht, zwischen 1953 und 1988 zog das Museum für Vor- und Frühgeschichte ein. Heute hat die Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen ihren Sitz und es finden regelmäßige kulturelle Veranstaltungen statt.
Der schöne Bethmannpark
Für viele Frankfurter ist der Bethmannpark die schönste Grünanlage der Stadt. Der Park liegt zwischen der Friedberger Landstraße, der Berger Straße und den Wallanlagen im Frankfurter Nordend. 1783 erfüllte sich Johann Philipp Bethmann einen lange gehegten Traum und kaufte sich einen Garten vor den Toren der Stadt. Er ließ ein großes Gartenhaus im verspielten Stil des Rokoko bauen und verbrachte dort viele freie Stunden. Die Nachfahren von Johann Philipp Bethmann passten den Garten immer wieder der neusten Mode an. Mal war es ein englischer Garten, dann wieder ein französischer Landschaftsgarten und schließlich gestalteten die Gärtner ihn im Stil des Historismus. Der Bethmannpark war weit über Frankfurt hinaus bekannt, denn der preußische König Friedrich Wilhelm III. besuchte den Park, ebenso wie Napoleon Bonaparte, Johann Wolfgang von Goethe und der österreichische Kaiser Franz Joseph. Seit 1941 gehört der Park zu Frankfurt und seit 1976 steht er unter Denkmalschutz. Besonders sehenswert sind der Chinesische Garten und der Garten des Himmlischen Friedens.
Das Nordend ist ein behaglicher, aber auch trendiger Stadtteil, der die junge Generation mit Geld magisch anzieht. Die schönen Häuser aus der Gründerzeit, die schönen Parks wie der Bethmannpark sowie die schicke Mode- und Lifestyleszene bestimmen das Bild des Nordends. Die Menschen dort schätzen besonders, dass sie nicht unbedingt in die Frankfurter City fahren müssen, wenn sie einkaufen wollen. Seit 13 Jahren gibt es den Freitagsmarkt auf dem Friedberger Platz in Nordend. An jedem Freitag zwischen 10:00 Uhr und 20:00 Uhr verkaufen die Händler dort Obst und Gemüse, Wurst und Fleisch, Eier und Oliven, Geflügel, Käse und Milch. Im Angebot sind auch echte italienische Pasta und frische Blumen. Dazu kommt eine Vielzahl von kleinen Geschäften, schicken Restaurants und kleinen Cafés. Das Nordend ist liebenswert, manchmal ein wenig chaotisch und ein klassisches Stückchen Frankfurt am Main.
Beitragsbild: @ depositphotos.com / Lesniewski
- Jörg Harraschain (Autor)
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