Deutsche Nationalbibliothek – Deutschlands literarisches Vermächtnis

Jedes Buch und jede Schrift, die jemals in Deutschland publiziert worden sind, hat die Deutsche Nationalbibliothek in ihrem Archiv. Die Deutsche Nationalbibliothek archiviert die Publikationen aber nicht nur, sie dokumentiert sie auch und führt ein bibliografisches Verzeichnis. Jeder Verleger, ganz gleich, ob es sich dabei um einen gewerblichen oder um einen nicht gewerblichen Verlag handelt, ist dazu verpflichtet, von jeder Veröffentlichung zwei Exemplare der Nationalbibliothek zu überlassen. Dieses Verzeichnis ist für jeden zugänglich. Damit ist die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt so etwas wie das literarische Gedächtnis der Bundesrepublik.

Ein Stück Geschichte der Bundesrepublik

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es mit der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und der Bundesrepublik Deutschland (BRD) zwei deutsche Staaten. Die 1912 gegründete Deutsche Bücherei in Leipzig lag jetzt in der sowjetisch besetzten Zone und im Westen sollte es dazu ein Pendant geben. Die amerikanische Militärregierung hatte keine Einwände und gab ein Jahr nach Kriegsende ihr Einverständnis für eine Deutsche Bibliothek mit Sitz in Frankfurt am Main. Wie bei der Deutschen Bücherei, so war bei der Deutschen Bibliothek auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels der Gründer. Die Bibliothek fand am Anfang im Rothschild-Palais am Untermainkai ihren Platz und zog dann 1959 mit bereits 480.000 Einheiten in den Neubau an der Zeppelinallee. Schon sechs Jahre später gab es eine Million Exemplare im Archiv. Der Platz war knapp und als 1990 die beiden deutschen Staaten wieder vereint waren, fiel der Startschuss für den Neubau. Sieben Jahre nach der Wiedervereinigung und nach fünf Jahren Bauzeit konnte die neue Deutsche Nationalbibliothek an der Adickesallee in Frankfurt eröffnen.

Die Deutsche Nationalbibliothek in Zahlen

250 Millionen D-Mark kostete der Neubau der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main. Die Nutzfläche liegt bei 47.000 Quadratmetern und in den drei unterirdischen Etagen befindet sich die Magazinfläche mit einer Größe von 31.000 Quadratmetern. In diesem Bereich verwahrt die Deutsche Nationalbibliothek rund 18 Millionen Medien. Der Magazinraum wurde so großzügig geplant, dass die Fläche noch bis zum Jahr 2040 ausreicht. Wenn es notwendig ist, dann lassen sich die Magazinflächen bei Bedarf um weitere 10.000 Quadratmeter in der Tiefgarage vergrößern. Da die unterirdischen Geschosse im Grundwasser liegen, sind sie als eine sogenannte Weiße Wanne mit einer zusätzlichen Abdichtung von außen ausgebildet. Sollte eine Erweiterung notwendig sein, dann wird nicht weiter in die Tiefe gebaut. Die Bibliothek hat sich für diesen Zweck ein weiteres Grundstück in der Adickesallee gesichert.

Was verwaltet die Deutsche Nationalbibliothek?

Seit 1913 verwaltet, dokumentiert und archiviert die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt:

  • Alle in Deutschland verlegten Veröffentlichungen.
  • Alle deutschsprachigen Veröffentlichungen, die im Ausland verlegt werden.
  • Alle Übersetzungen von deutschsprachigen Werken, die im Ausland in andere Sprachen übersetzt wurden.
  • Alle im Ausland verlegten Veröffentlichungen in anderen Sprachen über Deutschland, die sogenannten Germanica.
  • Alle zwischen 1933 und 1945 von deutschsprachigen Emigranten verfassten oder auch veröffentlichten Druck-Erzeugnisse.

Die Deutsche Nationalbibliothek sammelt Medienwerke in unkörperlicher und in körperlicher Form. Gemeint sind damit klassische Veröffentlichungen in Papierform, aber auch in Mikroformen, als Tonträger (Schallplatte oder CD) sowie Medienwerke auf elektronischen Datenträgern und Publikationen aus dem Internet.

Kann jeder die Bibliothek besuchen?

Die Deutsche Nationalbibliothek steht jedem offen, der mindestens 18 Jahre alt ist. Da es sich um eine sogenannte Präsenzbibliothek handelt, können Besucher die Bestände der Bibliothek nur dort einsehen. Eine Leihbibliothek ist das Archiv nicht. Es gibt Lesesäle, die den Besuchern zur Verfügung stehen. Um sich etwas einzusehen, müssen die Besucher entweder einen gültigen Personalausweis oder einen Reisepass vorlegen. Alles, was in der Nationalbibliothek zu finden ist, befindet sich in Magazinen, die nicht für jeden frei zugänglich sind. Der Besucher wählt vor Ort aus einem Online-Katalog oder auch per Internet das Werk aus, das er gerne sehen möchte. Dann gibt er seine persönlichen Daten über den Bestellbutton ein. Die Bibliothek stellt dann die gewünschte Veröffentlichung in einem der Lesesäle bereit. Zusätzlich stehen den Besuchern der Bibliothek auch große Handbibliotheken zu Verfügung, die in den Lesesälen jeder frei nutzen kann. Eine vorherige Bestellung ist in diesem Fall nicht notwendig. Die Mitarbeiter beraten die Besucher gerne persönlich, aber es gibt auch eine Informationsvermittlung auf dem Online-Weg.

Sammelt die Bibliothek wirklich alles?

Die Deutsche Nationalbibliothek hat aktuell 23 Millionen Texte gesammelt. Alles, was mindestens fünf Seite umfasst und zehnmal gedruckt worden ist, landet in Frankfurt. Allerdings sammelt das Archiv nicht alles. Es gibt Dinge, die zählen nicht unbedingt zum nationalen Kulturerbe und es ist daher nicht notwendig, sie als schriftliches Kulturgut zu dokumentieren. Telefonbücher gehören nicht dazu, wie auch Fahrpläne, Gebrauchsanweisungen und alles, was entweder der reinen Abwicklung von Geschäften oder des Verkehrs dient. Die Zukunft der Bibliothek ist digital, daher sammelt sie auch das deutsche Internet. Das geht aktuell allerdings nur ausschnittsweise, beispielsweise in Form von Dissertationen, die online sind. In der nahen Zukunft sollen jedoch auch Blog und Foren dazukommen.

Wie sieht die Zukunft aus?

Schon heute nutzt die Deutsche Nationalbibliothek das sogenannte Web-Harvesting. Bei diesem Verfahren ist ein Roboter im Netz unterwegs, der alle Seiten sammelt, die die Bedingungen erfüllen und sie dann direkt zum Archivieren in die Zentrale schickt. Im Keller der Bibliothek laufen alle Datenströme zusammen und die Mitarbeiter müssen unendlich viele Server verwalten. Das Ziel ist, dass alle Veröffentlichungen noch nach Jahren nutzbar sind. Die meisten Bücher gibt es heute auch in digitaler Form, was es den Besuchern der Bibliothek einfacher macht, ein bestimmtes Buch zu finden. Ganz alte Exemplare scannen die Mitarbeiter nicht ein, sie sind zu kostbar und die Besucher müssen sie vor Ort im Lesesaal einsehen. Die meisten Besucher lesen jedoch lieber online, alte Bücher sind nicht so gefragt.

Ohne die Deutsche Nationalbibliothek wäre es nicht möglich, festzustellen, welche Bücher in Deutschland wann erschienen sind. Die Bibliothek ist ein riesiges Gedächtnis der deutschen Literatur, in dem jede Publikation gespeichert wird, die in deutscher Sprache erschienen ist. Auf diese Weise geht nichts verloren und jeder kann ein Buch seiner Wahl ansehen oder in einem der Lesesäle lesen. Die Zeiten haben sich geändert. Heute lesen Roboter die Bücher, sie durchsuchen sie nach Schlagworten und legen sie anschließend in der passenden Rubrik ab. Die Deutsche Nationalbibliothek hat die Weichen auf Richtung Zukunft gestellt, um weiter das Gedächtnis der Nation sein zu können.

Beitragsbild: @ depositphotos.com / Ryhor

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